Das „1000-jahrige Reich“ – die Illusion und die Wahrheit

Überarbeitet den 15.10.2025

Kapitel 1 Einleitung

Es lässt sich wohl nie mit Sicherheit bestimmen, wann die Vorstellung eines tausendjährigen Reiches entstanden ist. Sicher ist jedoch, dass das jüdische Volk in Zeiten von Not und Unterdrückung eine Sehnsucht nach langjährigem Frieden und nach einem blühenden, mächtigen Königtum hegte – ähnlich wie zur Zeit Salomos. Angesichts hoffnungsvoller Prophezeiungen mögen ihnen Bilder eines tausendjährigen Friedensreiches vorgeschwebt haben.
Als die „Offenbarung“ niedergeschrieben wurde und man die Worte „… mit ihm herrschen die tausend Jahre“ (Offb 20,6) las, weckte dies gewiss in manchem Gemüt den Wunsch nach einem Paradies auf Erden. Dieser Artikel möchte jedoch biblisch darlegen, dass nicht politische Macht auf diesem Planeten und auch nicht irdischer Wohlstand der Inhalt dieses Abschnitts sind, sondern vielmehr geistliche Ereignisse, die auf die Gläubige zukommen sollen.

Um Offb 20,1–7 verständlich deuten zu können, werden einige fett markierte Begriffe vorab erklärt, unterstrichene Stellen werden in der zentralen Auslegung erläutert.

Buch Offenbarung, Kapitel 20,1-7

  1. Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte.
  2. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist (wird in Kap. 3.1 erklärt); und er band ihn tausend Jahre (Kap. 2.3)
  3. und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesem muss er für kurze Zeit losgelassen werden.
  4. Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ⟨ich sah⟩ die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild (Kap. 3.2) nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand (Kap. 3.3) angenommen hatten, und sie wurden lebendig (Kap. 3.4) und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.
  5. Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung (Kap. 3.4).
  6. Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod (Kap. 3.4) keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen die tausend Jahre.
  7. Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden. (Elberfelder Übersetzung von SCM Verlag)

Der Aufbau dieser Erklärung wird anhand der Überschriften dargestellt. Im Kapitel 2 werden Voraussetzungen erläutert:

Das 1000-jahrige Reich wird von den meisten Auslegern eng mit dem Kommen Jesu verbunden. Deshalb muss zuerst festgestellt werden:
2.1.Unter welchen Umständen und auf welche Art wird Jesus wiederkommen?

Es muss geklärt werden, wie prophetische Begriffe zu verstehen sind
2.2 Notwendige Voraussetzungen zur Deutung prophetischer Begriffe

Weil das 1000-jährige Reich aus Offb 20 in den diversen Auslegungen mit den Abschnitten aus prophetischen Büchern ergänzt werden, müssen wir auch lesen das Kapitel
2.3 Das „Friedensreich“ in Jesaja 65,17-25.

Das Kapitel 3 dient der Vorbereitung auf die Auslegung im Kapitel 4. Es werden Begriffen, die fett in diesem Abschnitt vorkommen, vorab erklärt.
3.1 Müssen es genau 1000 Jahre sein?

3.2 Was bedeuten die Symbole „Drache“ „Schlange“, „Teufel“ und „Satan“

3.3 Was bedeuten die Symbole „Tier“ und „sein Bild“

3.4 Was bedeutet „Malzeichen an ihre Stirn und an ihre Hand“

3.5 Was beinhaltet die „erste“ und „zweite“ Auferstehung

Dann wollen wir Vers für Vers erklären im Kapitel 4
4. Auslegung der Offenbarung 20,1-7

Danach kommt das
5. Schlusswort

Damit die Erklärungen nicht willkürlich zusammengestellt sind, sondern auf einer soliden Grundlage beruhen, werden zwischendurch die Gründe für bestimmte Deutungen erläutert. Um die Darstellung übersichtlich und prägnant zu halten, wurde der Artikel in komprimierter Form verfasst, sodass vor allem die grundlegenden Prinzipien der Auslegung dargestellt werden.

Darüber hinaus muss sich der Leser – durch ein gottgeweihtes Leben, durch Gebet und intensives Forschen in der Heiligen Schrift – selbst mit dem biblischen Umfeld dieser Themen beschäftigen, um sich ein vollständiges Bild machen zu können. Warum diese Voraussetzungen wichtig sind, wird im Artikel „Erkenntnis“ auf dieser Homepage erklärt. Erst dann ist mit Gottes Hilfe ein klares Verständnis dieses Themas möglich.

Da es zu umfangreich wäre, hier zu erläutern, wie Gottes geistliches Reich aufgebaut ist, sei an dieser Stelle auf einen weiteren wichtigen Artikel auf dieser Homepage verwiesen: „Das Reich Gottes in Propheten und Gleichnissen“.

 

Kapitel 2 Vorraussetzungen

2.1 Unter welchen Umständen und auf welche Art wird Jesus wiederkommen?

An einem gewöhnlichen Tag und unerwartet
Ebenso auch, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tag aber, da Lot von Sodom hinausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um. Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird“ (Lk 17,28-30). „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an ihm werden die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr im Gericht erfunden werden“ (2.Petr 3,10). „…wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein“ (Mt 24,27). Diese Bibelstellen zeigen unmissverständlich, dass der Herr unerwartet und an einem ganz gewöhnlichen Tag kommen wird. Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, dass an diesem Tag seines Kommens ein Reich aufgebaut wird. Petrus sagt, dass die Erde „vergehen“ wird. Sein Kommen wird nicht heimlich, sondern für alle sichtbar sein: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel“ (Apg 2,11).

Zunächst sei hier angemerkt, dass es kein Widerspruch ist, wenn Jesus gleichzeitig zur Tag- und Nachtzeit wiederkommt. Da die Erde rund ist, herrschen zu jedem Zeitpunkt sowohl Tag als auch Nacht auf ihr. Jesus sagt: „Ich sage euch: In dieser Nacht werden zwei in einem Bett sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden. Zwei werden miteinander mahlen; die eine wird genommen, und die andere wird zurückgelassen werden. Zwei werden auf dem Feld sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden“ (Lk 17,34-36). Mit den Worten „genommen“ und „zurückgelassen“ beschreibt Jesus die sofortige Trennung der Gerechten von den Gottlosen. Nicht alle Details seiner Wiederkunft sind uns offenbart – doch eines ist gewiss: Eine Zeitspanne von tausend Jahren zwischen der Auferstehung der Gerechten und der der Gottlosen wird es nicht geben.

Es findet keine getrennte Auferstehung für Gläubige und Gottlose statt
Zur selben Zeit – nicht zeitversetzt, wie es manche Auslegungen annehmen – werden die noch lebenden Gläubigen verwandelt, um gemeinsam mit den Verstorbenen vor dem Herrn zu erscheinen: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen“ (1.Kor 15,51-53).

In der Bibel ist es üblich, dass bei der Schilderung von Ereignissen nicht alle Beteiligten genannt werden, sondern nur diejenigen, die im jeweiligen Zusammenhang unmittelbar betroffen sind. So werden beispielsweise in Judas 6 in Verbindung mit dem Gericht nicht alle, sondern nur die Engel erwähnt: „Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“

In 1.Thess 4,13-18 tröstet Apostel Paulus die Gläubigen, indem er von der Auferstehung spricht. Dabei erwähnt er nur die entschlafenen Gläubigen: „…die Toten in Christus werden zuerst auferstehen“. Auch hier werden die Gottlosen, die ebenfalls auferstehen oder verwandelt werden, einfach nicht genannt (vgl. auch Mt 24,31). An anderer Stelle spricht der Apostel Petrus ausschließlich von den Gottlosen: „Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen“ (2.Petr 3,7). Jesu Worte bestätigen die Auferstehung aller Verstorbenen eindeutig: „Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden; die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben zur Auferstehung des Gerichts“ (Joh 5,28.29; vgl. auch Mt 13,41-43 und Mt 25,31.32). Die Bibel spricht also klar von einer gleichzeitigen Auferstehung der Toten und der Verwandlung der Lebenden bei Jesu Wiederkunft „Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein“ (1.Thess 4,15-17).

Jesus wird kein drittes Mal kommen
„(…) so wird der Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweiten Mal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil“ (Hebr 9,28 Schlachter 2000 Üb.). Ob diese oder andere Bibelstellen – nirgendwo ist von einem dritten Kommen Jesu die Rede. Auch nach seiner Himmelfahrt bezeugten die Engel nur ein einziges weiteres Wiederkommen: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel“ (Apg 1,11).

  • Eine kurze Zusammenfassung über das Kommen Jesus:
    Bei Seinem Kommen werden „(…) alle, die in den Gräbern sind (…)“ auferstehen. (Joh 5,28).
    „Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden (…)“ (1. Thess 4,17; vgl auch 1.Kor 15,51-53.).
    Nach Jesu Kommen wird ein Gericht stattfinden (vgl. Joh 5,28.29; Mt 13,41-43; Mt 25,31.32).
Fazit: Die Auferstehung wird für alle gleichzeitig geschehen. Ein tausendjähriges Reich vor oder nach dem Gericht Jesu ist daher zeitlich nicht möglich. Mit Jesu Wiederkunft wird die Erde vergehen, und das Endgericht wird stattfinden. Es wird kein drittes Kommen Jesu geben.

 2.2 Grundlegendes zur Deutung prophetischer Begriffe

In vielen Auslegungen zum Thema „tausendjähriges Reich“ lässt sich feststellen, dass Missverständnisse häufig durch ein willkürliches Vermischen von Aussagen der Bibel entstehen. Oft bemerkt der Leser gar nicht, dass einzelne Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen sind und dadurch eine andere Bedeutung erhalten, als ursprünglich beabsichtigt war.

Es erfordert viel Zeit und Geduld, jede Begründung selbst zu prüfen, um sicherzugehen, dass die zitierte Bibelstelle tatsächlich als Bestätigung der jeweiligen Auslegung dienen kann. Im Folgenden wird deshalb das grundlegende Prinzip der prophetischen Auslegung erläutert und durch Beispiele verdeutlicht.

Nehmen wir als Beispiel das Gleichnis Jesu vom Sämann, das er selbst erklärt: „Der Sämann sät das Wort. Die an dem Weg aber sind die, bei denen das Wort gesät wird und, wenn sie es hören, sogleich der Satan kommt und das Wort wegnimmt, das in sie hineingesät worden ist. (…) 20 Und die auf die gute Erde Gesäten sind jene, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen: eines dreißig- und eines sechzig- und eines hundertfach.“ (Mark 4,14.15.20). Menschen in Industrieländern können sich heute kaum vorstellen, wie damals von Hand gesät wurde. Daher muss der Bibelleser den Sprachgebrauch und den kulturellen Hintergrund jener Zeit berücksichtigen. In diesem Gleichnis wird das gesprochene Wort mit einem Samen verglichen: Mancher hört es und bleibt gleichgültig. Ein anderer hingegen lässt sich dadurch verändern – sein Denken und Leben werden neu ausgerichtet. Das Wort Gottes ähnelt also einem Samen: Es kann sterben oder wachsen und Frucht bringen.

Ein weiteres Beispiel finden wir im Gleichnis vom Acker in Matthäus 13, wo Jesus erklärt: „(…) der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen“ (Mt 13,38). Auf diese Weise lernen wir, die Bildsprache und Symbolik der Gleichnisse richtig zu verstehen.

In Jesaja 30,26 heißt es, dass das Licht der Sonne „…siebenfach sein wie das Licht von sieben Tagen“. Würde man diesen Vers wörtlich verstehen, müsste man – nach manchen abenteuerlichen Auslegungen – annehmen, dass die Erde dadurch verkohlen würde. Ebenso würde ein Versuch, die Vision Hesekiels mit den vier Wesen und Rädern (Hes 1) grafisch darzustellen, zwangsläufig zu einem bizarren und verzerrten Bild führen. Leider gibt es viele Erklärungen zur Bibel, die versuchen, symbolische oder geistliche Aussagen buchstäblich zu deuten. Das führt unweigerlich zu Widersprüchen mit anderen biblischen Aussagen und oft zu verwirrenden und unlogischen Konstruktionen.

Fazit: Viele prophetische Begriffe sind nicht buchstäblich zu deuten. Oft geht es nur um Vergleiche

2.3 Das Friedensreich in Jesaja 65,17-25

Häufig wird zur Begründung eines sogenannten „tausendjährigen Reiches“ der Abschnitt aus Jesaja 65,17–25 herangezogen. In dieser Prophezeiung werden die „tausend Jahre“ jedoch nicht erwähnt. Stattdessen finden sich bildhafte Vergleiche, die viele Ausleger zu fantastischen Vorstellungen verleitet haben. Beim Lesen dieses Abschnitts fällt auf: Es wird von einem natürlichen Aufblühen Jerusalems gesprochen, zugleich aber von einem übernatürlichen Lebensalter. Gott erscheint greifbar und antwortbereit, und Tiere dienen als Sinnbild für ein friedliches Zusammenleben. Schon beim oberflächlichen Lesen wird deutlich, dass hier keine buchstäbliche Erfüllung gemeint sein kann. Eine Lebenserwartung „wie die des Baumes“ würde der göttlichen Bestimmung für den Menschen widersprechen: „(…) Seine Tage sollen 120 Jahre betragen“ (1.Mo 6,3). Und damit ein Löwe Stroh fressen könnte, müsste er eine völlig andere Verdauung haben. Im Folgenden soll keine Gegenüberstellung verschiedener Deutungen erfolgen, sondern unmittelbar die prophetische Bedeutung dieser Weissagung betrachtet werden.

Jes. 65, Vers 17. Gleich zu Beginn lesen wir die Worte „(…) ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde“. Suchen wir in der Bibel nach dem Ausdruck „Himmel und Erde“, stoßen wir z. B. auf 2.Petr 3,6.7 „…dennoch wurde damals die Welt dadurch in der Sintflut vernichtet. So werden auch der Himmel, der jetzt ist, und die Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer…“ Im Vers 12 heißt es, sie werden mit „gewaltigem Geräusch vergehen“ und „im Brand aufgelöst“ werden. Hier ist eindeutig von dem sichtbaren Himmel und der physischen Erde die Rede. Doch Petrus fährt im Vers 13 fort: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ Die Gerechtigkeit kann aber nur in einem geistlichen Reich „wohnen“ – dort, wo Gottes Liebe und Reinheit in den Menschen leben.

Warum spricht Jesaja nur von Himmel und Erde, nicht aber von Menschen oder Tieren?
Weil diese beiden Begriffe den gesamten Lebensraum des Menschen umfassen – alles, was seine Existenz prägt. Sie sind die größten, wichtigsten und immer sichtbaren Elemente in der Umgebung des Menschen. Vom Himmel her scheint uns das Licht zur Orientierung, es bestimm den Tagesablauf, in der Atmosphäre befindet sich der lebenswichtige Sauerstoff, das Wetter vom Himmel her bestimmt die Zeit zur Aussaat oder Ernte. Auf der Erde bewegen wir uns, wir bearbeiten, bepflanzen und bebauen sie.

Ebenso wird auch die geistliche Umgebung mit „Himmel und Erde“ verglichen: Der im Himmel wohnende Gott gibt uns sein Wort, das – wie das natürliche Licht – unserem geistlichen Leben Orientierung schenkt. Auf der geistlichen „Erde“ wandeln wir, säen und ernten geistliche Früchte.

Was bedeutet nun der „neue Himmel“ und die „neue Erde“, von denen Jesaja spricht? Wir bleiben auf der geistlichen Ebene: Es ist der Neue Bund, den Gott durch Jesus Christus mit den Menschen geschlossen hat. Mit seinem Kommen und der Offenbarung der göttlichen Liebe hat Gott uns einen neuen Himmel gegeben – neue Maßstäbe und göttliche Ordnungen von oben. Das Gesetz von Mose ist erfüllt und hat seine Gültigkeit verloren. Wir brauchen keine Schlachtopfer mehr darzubringen; sie waren nur ein Schatten des zukünftigen, vollkommenen Opfers (vgl. Kol 2,16.17; Hebr 10,1) – nämlich Jesus, der sich selber geopfert hat (vgl. Hebr 7,27). Dieser „neue Himmel“ hat jetzt einen ewigen Hohepriester (vgl. Hebr 7,18-24).

Durch die neuen Gesetze, die Jesus gebracht hat, sind wir auf eine neue Grundlage gestellt, welche unser Handeln bestimmt (vgl. Mt 6,21-48) – wir leben somit auf einer „neuen Erde“. Im Neuen Bund können wir bessere geistliche Werke säen und bessere geistliche Früchte genießen. Uns sind neue Ausgangspunkte gegeben, vor allem:

  • freier Zugang zum Allerheiligsten (vgl. Mt 27,51; Eph 2,18–19; Hebr 10,19–20),
  • eine Möglichkeit, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden (vgl. Joh 16,7; Apg 2,4; 10,44),
  • eine Möglichkeit, Kraft zu bekommen, um ohne Sünde leben zu können (vgl. Röm 6,18; 1 Joh 2,1–2),
  • eine engere Gemeinschaft mit Gott (vgl. Joh 4,21–23),
  • und die verheißene geistliche Ruhe (vgl. Hebr 4,3–11).

Somit ist die Ankündigung in Jes 65,17–25 eindeutig eine Prophezeiung auf die Gnadenzeit im Neuen Bund.

An dieser Stelle ist es wichtig, eine Verbindung zwischen Jes 65,17-25 und der Offenbarung Kap. 21,1 bis Kap. 22,5 herzustellen. In der Offenbarung wird uns ein ähnliches Bild von der Schönheit der Gemeinde des Neuen Bundes gegeben. „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann (Off 21,1.2). Auch hier werden die neuen Verhältnisse im geistlichen Leben mit einem „neuem Himmel“ und einer „neuen Erde“ verglichen. Die auserwählte Schar der Gläubigen sollte jetzt vorbereitet und rein sein „wie eine geschmückte Braut für ihren Mann“. Auch Apostel Paulus wollte den Gläubigen in Korinth zu dieser Reinheit verhelfen: „…denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau vor den Christus hinzustellen“ (2.Kor 11,2). Vergleiche dazu auch die Themen Kindschaft und Erbrecht. (Gal 4,22-31; Joh 15,15; Röm 8,17). Wir kommen nun zu der Betrachtung von Jes 65 zurück.

In Jes 65,17 heißt es weiter: „(…) an das Frühere wird man nicht mehr denken“. Das „Frühere“ ist die Zeit des Alten Bundes. Dass man seiner nicht mehr gedenkt, bedeutet: Der Dienst im Neuen Bund, mit all seinen Freuden und Segnungen, übertrifft den alten weit. Darum spricht der Verfasser des Hebräerbriefes im Kapitel 8,6 von einem besseren Bund: “ … der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet worden ist“. Im Neuen Bund haben wir eine „bessere Hoffnung“ (vgl. Hebr 7,19), haben ein „besseres Schlachtopfer“ (vgl. Hebr 9,23) und haben einen „besseren und bleibenden Besitz“ (vgl. Hebr 10,34).

In Jes 65,18.19 steht geschrieben: „(…) ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Freude.“ Diese Freude hat Jesus den Menschen gebracht. Er befreite die Menschen aus der Knechtschaft der Sünde! Wir erinnern uns, wie die Hirten zur Zeit der Geburt Jesu von den Engeln mit dieser freudigen Nachricht überrascht wurden: „...siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird“ (Lk 2,10). Dies war die erste Nachricht, die die Menschen nach der Geburt Jesu über sein Kommen erfuhren! Den Grund dieser Freude hat Maria schon vor Seiner Geburt von dem Engel erfahren: „…und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden“ (Mt 1,21). Aber welchen Unterschied gibt es zum Alten Bund, in welchem den Menschen die Sünden auch vergeben wurden? Über die Sündenvergebung im Alten Bund heißt es, dass „Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht werden, die im Gewissen den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt“ (Hebr 9,9). Die Opfer, die den Israeliten darzubringen verordnet waren, dienten als Bild, welches auf das zukünftige Opfer Jesu hinwies – konnte aber von Sünden nicht vollkommen frei machen. Ihnen wurden die Sünden durch das Opfern vergeben, doch sie waren nicht in der Lage, Versuchungen Stand zu halten und sündigten wieder. Darum war ein jährliches Opfern nötig, bei welchem der Hohepriester durch die Schlachtungen seine eigene Sündenvergebung und die des Volkes erwirkte. Jesus hat uns aber „eine ewige Erlösung erworben“ (Hebr 9,12). Jetzt können wir endlich mit einem guten Gewissen leben, weil uns die Kraft gegeben ist, ohne Sünde zu leben! Gott sei Dank für dieses Evangelium, welches bedeutet „Frohe Botschaft“! Jetzt werden wir nicht geistlich wiedergeboren, um kurz danach wieder zu sündigen und damit geistlich zu sterben. Das hat Jesaja bildlich so ausgedrückt: „Und es wird dort keinen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage alt wird, und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllte (…) Denn wie die Lebenszeit des Baumes wird die Lebenszeit meines Volkes sein“ (Jes 65,20.21).

Schon Mose verkündete Israel den göttlichen Segen des Gehorsams: „Wenn ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Gebote haltet und sie tut, dann werde ich euch die Regengüsse geben zu ihrer Zeit, und das Land wird seinen Ertrag geben, und die Bäume des Feldes werden ihre Frucht geben. Und die Dreschzeit wird bei euch bis zur Weinlese reichen, und die Weinlese wird bis zur Saatzeit reichen. Und ihr werdet euer Brot essen bis zur Sättigung und werdet sicher in eurem Land wohnen.“ (3.Mo 26,3-5). Diejenigen, welche im Neuen Bund die Gebote Gottes halten, können nach den Worten Jesajas auch geistliche „Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen“ (Jes 65,21).

Gott hat uns durch die Erlösung ein neues Herz geschenkt und seine Gebote in „unser Inneres“ gelegt, hat sie in unseren „Sinn“ und unsere „Herzen geschrieben“. (vgl. Hebr 8,8-12; Jer 31,31-34). Genauso werden auch unser Charakter und unser Verhalten verändert. Aus Menschen, die einst hart oder gewalttätig waren – wie Wölfe oder Löwen – werden friedfertige, liebevolle Christen – gleich Lämmern. Besonders dadurch wurde die wirksame Kraft Gottes in der Vergangenheit und der Gegenwart durch viele Zeugnisse sichtbar offenbart: Ehemalige Verbrecher, die Furcht und Schrecken in ihrer Umgebung verbreiteten, wurden zu Schafen des guten Hirten Jesu umgewandelt. Ein Beispiel davon ist Nicky Cruz. In seiner Kindheit von der Mutter verstoßen, wurde er in New York der Anführer einer Bande von 205 Jungs und 175 Mädchen. Weil er so von Hass und Bitterkeit erfüllt war, gab ihn sein Psychiater als hoffnungslosen Fall auf. Doch Jesus hat ihn gerufen und zu Sich gezogen und hat aus ihm einen völlig neuen Menschen gemacht! (vgl. http://www.praxis-jugendarbeit.de/andachten-themen/nicky-cruz.html). Auf diese Weise im Charakter und Sinn verändert und erneuert, leben die Kinder Gottes in Liebe, Frieden und Einigkeit miteinander. Diesen Zustand beschreibt Jesaja im Vers 25: „Wolf und Lamm (…) zusammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wird ihre Nahrung sein. Man wird nichts Böses und nichts Schlechtes tun auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR“ (Jes 65,25; vgl. auch Jes 11,6-9).

Aufgrund dieser Beispiele sehen wir, wie abwegig die Vorstellungen in manchen Auslegungen von einem zukünftigen, irdischen tausendjährigen Reich sind.

Fazit: Dieses „Friedensreich“ ist ein geistliches Reich, es soll in den Herzen der Menschen Gott herrschen – und mit Ihm Friede, Liebe und andere gute Charaktereigenschaften

 

Kapiltel 3 Vorbereitung

3.1 Müssen es genau 1000 Jahre sein?

In der ganzen Bibel finden sich nur vier Stellen, in denen der Ausdruck „tausend Jahre“ vorkommt:

  • Ps 90,4: „Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.“
  • Pred 6,6: „Und wenn er auch zweimal tausend Jahre gelebt, aber Gutes nicht gesehen hätte, – geht nicht alles an einen Ort?“
  • Petr 3,8: „Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“

In diesen Bibelstellen wird die Relativität der Zeit betont. Die Verbindung zum Reich Gottes ist hier mit keiner Silbe ausgedrückt. Nur in Off 20,2-7 kommt dies zur Sprache – dazu aber später.

Die Zahl „1000“ kommt in der Bibel mehrere Male vor. In einigen Fällen wird damit die exakte Menge festgesetzt. Zwei Beispiele wollen wir hier anführen. In 2.Mo 18,25: „So wählte Mose denn aus ganz Israel tüchtige Männer aus und machte sie zu Oberhäuptern über das Volk: Oberste von Tausend, Oberste von Hundert, Oberste von Fünfzig und Oberste von Zehn.“ In 2.Kön 15,19 „…Und Menahem gab Pul tausend Talente Silber, damit dessen Hände mit ihm sein sollten, das Königtum in seiner Hand zu befestigen.“

In anderen Beispielen kann man sehen, dass die Zahl nur symbolisch für eine sehr große Menge gebraucht wird. Siehe 5.Mo 1,11: „Der HERR, der Gott eurer Väter, füge zu euch noch tausendmal so viel, wie ihr seid, hinzu und segne euch, wie er zu euch geredet hat!“ 1.Chr 12,15: „Diese Männer von den Söhnen Gad waren Oberhäupter des Heeres, und zwar jeder; der Kleinste konnte es mit hundert und der Größte mit tausend aufnehmen.“ Jes 60,22: „Der Kleinste wird zu Tausend werden und der Geringste zu einer gewaltigen Nation.“ Aus diesen Beispielen ist ersichtlich, dass die Zahl „1000“ in Off 20,2-7 auch eine sehr lange Zeitspanne darstellen kann und nicht zwangsläufig wörtlich zu nehmen ist.

Fazit: Im Zusammenhang mit dem Thema des tausendjährigen Reiches ist die Zahl in den betreffenden Bibelstellen eine symbolische und drückt damit einen sehr langen Zeitraum aus.

3.2 Was bedeuten die Symbole „Drache“ „alte Schlange“, „Teufel“ und „Satan“

Einen ähnlichen Ausdruck finden wir auch im Kap. 12,9: „(…) wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt.“ (Vgl. auch Kap. 20,2). Beide Bibelstellen zeigen uns direkt, dass hinter den vier Bezeichnungen dieselbe Gestalt steht. Warum sind dann vier Namen erwähnt?

Die unterschiedlichen Bezeichnungen beschreiben verschiedene Wesenszüge und Charaktereigenschaften.

Das Wort „Teufel“ stammt aus dem Griechischen diábolos und bedeutet „Verwirrer“, „Verleumder“ oder „Faktenverdreher“. Es bezeichnet denjenigen, der Wahrheit in Lüge verwandelt und Zwietracht sät.

Das Wort „Satan“ kommt aus dem Hebräischen wie auch aus dem Griechischen und bedeutet „Widersacher“ oder „Ankläger“ (vgl. Offb 12,10; Sach 3,1–2). Damit wird seine Rolle als Gegner Gottes und Ankläger der Gläubigen beschrieben.

Der Ausdruck „die alte Schlange“ verweist auf die listige Schlange im Garten Eden, die Adam und Eva zur Sünde verführte (vgl. 1. Mo 3,1–13). Sie steht für Täuschung, List und geistliche Irreführung – den Ursprung aller Versuchung.

Der Begriff „Drache“ beschreibt ein furchterregendes, mythologisches Wesen, das keiner bestimmten Tierart zugeordnet werden kann. Er symbolisiert die heidnisch-esoterischen Religionen mit ihrem Götzendienst, ihrer Geisterverehrung und der entsprechenden Weltanschauung. Dieser Zusammenhang wird besonders deutlich im Bereich des Okkultismus, etwa bei Schamanen und Zauberern, deren Praktiken oft mit Totenköpfen, Masken, Tierzähnen, Feuer und Ritualgegenständen verbunden sind.

In der Bibel wird deutlich geschrieben, dass heidnische Opferhandlungen tatsächlich dämonischen Mächten dienen: „Was sage ich nun? Dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? Oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass das, was sie opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott“ (1.Kor 10,19.20). Somit ist der Teufel, der durch die heidnischen Religionen furchterregend wirkt, treffend mit einem Drachen dargestellt.

Fazit: Das Bild eines Drachen in der Offenbarung steht für heidnische Götter- und Geisteranbetung. Es ist eines von vielen Gesichter des Teufels

3.3 Was bedeutet „Tier und sein Bild“

Geistliches Königreich oder Herrschaften können mit einem lebendigen Körper verglichen werden, weil sie gewisse Eigenschaften des Körpers wie Gesundheit, Stärke und Weisheit aufweisen können. Der Apostel Paulus greift diesen Vergleich mehrfach auf, um die Gemeinde Gottes zu beschreiben. In Röm 12,4.5 bezeichnet er die Gläubigen als einen „Leib“: „Denn wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander.“ An einer anderen Stelle bezeichnet er Christus als das „Haupt“, um seine Führereigenschaft auszudrücken (vgl. Eph 4,15.16). In 1.Kor 12,13-17 wird der Leib etwas differenzierter beschrieben: „Denn wir sind durch „einen“ Geist alle zu „einem“ Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit „einem“ Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht „ein“ Glied, sondern viele. Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?“ Gläubige mit verschiedenen Begabungen unter der Leitung ihres Herrn Jesus können sogar wie in einem Leib füreinander Empfindungen haben: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit“ (1.Kor 12,26).

Auch Königreiche und Herrschaften werden symbolisch als lebendige Wesen dargestellt. „Und vier große Tiere stiegen aus dem Meer herauf, jedes verschieden vom anderen. 4 Das erste war wie ein Löwe (…) 5 Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier, war einem Bären gleich.“ (…) (Dan 7,3-5) Wenn das Tier bestimmte Eigenschaften hat, so können diese Tiere symbolisch für Personen oder Königreiche mit gleichen Eigenschaften genommen werden. Raubtiere versinnbildlichen kriegerische Staatsmächte, die z.B. Eroberungsfeldzüge geführt haben. Ein schnelles Tier stellt ein Reich dar, dessen Streitkräfte sehr mobil waren. Das Buch Daniel liefert uns nicht nur symbolhafte Tierbilder, sondern gleich auch die Auslegung dazu: „Diese großen Tiere – es sind vier – bedeuten: vier Könige werden sich von der Erde her erheben.“ (Dan 7,17)

Nicht nur einzelne Könige können symbolisch dargestellt werden, sondern auch Königreiche, die über mehrere Generationen Bestand hatten. So wird z.B. in Dan 8,20.21 erklärt: „Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien. Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.“

Hier wird es etwas komplizierter: In der Bibel werden manchmal nur Könige stellvertretend für ganze Königreiche genannt. Wenn der König von Griechenland mit dem Bild/Symbol „Ziegenbock“ gezeichnet wurde, dann hat nicht er alleine und persönlich diese Kriege geführt, sondern es waren die Streitkräfte unter seiner Führung. Wenn es steht geschrieben: „Und das Haus, das König Salomo für den HERRN baute, hatte eine Länge von sechzig Ellen…“ (1.Kön 6,2), dann hat Salomo keine Steine getragen, sondern er war der „Projektleiter“. Wenn in mehreren Stellen steht, dass „Nebukadnezer kämpfte“ (z.B. Jer 34,1), dann war er der Heerbefehlshaber und kein Soldat an vorderer Frontlinie. So wird auch der Drache (der Teufel) als Heeroberste für sein Königtum stallvertretend genannt.

In Offenbarung 13,2 lesen wir, dass der Drache dem Tier „seine Kraft und seinen Thron und große Macht“ gab. Dies weist auf einen Wandel in der Wirkungsweise Satans hin: Der Urheber des Betrugs bleibt derselbe, doch er ändert seine Strategie. Als sich das Christentum ausbreitete und die Menschen die Götzen verließen, verlor der Teufel diese „Waffe“. Er begann, die Kirche selbst zu unterwandern, indem er heidnische und okkulte Elemente in den katholischen Gottesdienst einfließen ließ.

Der Zeitperiode im römischen Reich, in der der Teufel (im Bild des Drachen) die Christen durch Götzendiener verfolgte und tötete, folgte eine Zeitperiode des Tieres mit einem anderen Gesicht – des Katholizismus. Die Ablenkung von dem wahren Gott und dem echten Gottesdienst wird nicht mehr durch die Anbetung der Götzen, sondern durch die vom Teufel inspirierter Anbetung der Bilder von Heiligen ersetzt. Der Kult um die „große Mutter“ (Magna Mater), die im westlichen Kleinasien und Rom als Cybele oder Kybele bekannt war, wurde zum Modell für die Verehrung der Mutter Maria. Auf diese Weise hat das Heidentum (Drache) seine große Macht (Gottesdienst) dem Tier (Katholizismus) gegeben (Offb 13,2)

Um den Ausdruck „Sein Bild“ verstehen, wollen wir etliche ausgewählte Bibelstellen mit gleichem Ausdruck lesen. Der aufmerksame Bibelleser wird feststellen, dass mit dem Wort „Bild“ eine Ähnlichkeit in Wesen oder Eigenschaften gemeint sind:

„Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ (1.Mo 1,27) – Der Mensch ist dem allmächtigen und allwissenden Gott nicht gleich, hat aber wie Gott etliche Eigenschaften, z.B. das Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse, hat eine kreative Natur, kann Willensentscheidungen treffen.

„Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte ⟨einen Sohn⟩ ihm ähnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Set.“ (1.Mo 5,3) – Die Nachkommen von Adam haben nicht mehr diese Reinheit und Unschuld, wie es bei Adam am Anfang war, sondern haben von ihm die sündige Natur vererbt. Die sind in Bezug auf Reinheit nicht mehr nach dem Bild Gottes, sondern nach dem Bild Adams geboren. Lese bitte Röm 5,12-14; 1.Kor 15,21.22.

„Dumm steht da jeder Mensch, ohne Erkenntnis, beschämt jeder Goldschmied wegen des Götterbildes. Denn Lüge sind seine gegossenen Bilder, Leben haben sie nicht.“ (Jer 51,17) – Die Bilder und Skulpturen der Götzen versuchte man nach den Eigenschaften der Götter darstellen. Ein Stier zeigte die Durchschlagskraft, ein Löwe die Herrschaft und Mut usw.

„Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene ist unter vielen Brüdern.“ (Röm 8,29) – Wir sollen in unserem Charakter Jesus ähnlich werden.

Hier muss ich leider die Erklärung unvollendet lassen. Um umfassend den Ausdruck „Das Tier“ und „Sein Bild“ zu erklären, fehlt mir die Klarheit zu diesem Thema. Es fehlt auch der Raum und die Zeit für andere Details: Man muss dabei die Ausdrücke „anbeten Sein Bild“ (Offb 14,11; 15,2; 16,2; 19,2), „die Zahl seines Namens“ (Offb 15,2) und vielleicht noch andere Aspekte erklären. Dafür sind auch geschichtliche Belege notwendig. So Gott will, kann dies zu einem späteren Zeitpunkt näher erläutert werden.

Fazit: Das „Tier und sein Bild“ stehen für ein Gottesdienst nicht nach den biblischen Geboten und Maßstäben, sondern nach von Menschen bestimmten Ordnungen und Regeln. Es ist eine vom Satan inspirierte Religion.

3.4 Was bedeutet das Symbol „Malzeichen“?

Das Wort „Malzeichen“ wird in mehreren Bibelübersetzungen auch als „Zeichen“ wiedergegeben. Es bezeichnet ein Kennzeichen oder eine Prägung, die als Erinnerungszeichen oder Merkmal zur Unterscheidung dient. Bereits im Alten Bund finden wir Beispiele, die den Sinn dieses Zeichens verdeutlichen. In 2.Mo 13,9: „Und es soll dir wie ein Zeichen sein in deiner Hand und ein Erinnerungszeichen vor deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Mund sei, weil der Herr dich mit mächtiger Hand aus Ägypten herausgeführt hat.“ Ein ähnliches Gebot ist in 5.Mo 11,18: „Und ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie als Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen euren Augen sein.“ (Vgl. auch 5.Mo 6,1.8).

Warum soll das Zeichen auf der Hand und zwischen den Augen sein? Auch hier wenden wir uns zu den biblischen Aussagen und werden fündig in Ps 21,9: „Deine Hand wird alle deine Feinde finden, deine Rechte wird finden deine Hasser.“ Und in 2.Mo 15,6: „Deine Rechte, HERR, ist herrlich in Kraft; deine Rechte, HERR, zerschmettert den Feind.“ Die Hände dienen zur Ausführung einer Tat – ein Symbol für praktisches Handeln und Tun. Dabei ist die rechte Hand meistens die entscheidende, sie ist ein Symbol für die Stärke.

Die Stirn ist ein Symbol für Gedanken und Gesinnung: „Und stelle aus reinem Gold ein blumenförmiges Stirnblatt her und graviere darauf mit Siegelgravur ein: „Heiligkeit dem HERRN!“ Das hänge an eine Schnur aus violettem Purpur, so dass es sich am Kopfbund befindet! An der Vorderseite des Kopfbundes soll es sein. So sei es auf der Stirn Aarons (…)“ (2.Mo 28,36-38). In Hes 3,7 lesen wir: „Aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören. Denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.“ Hier steht die „harte Stirn“ für eine widerspenstige Gesinnung.

Als Gott das Volk Israel vor dem Gericht bewahren wollte, die über ganz Ägypten kommen sollte, gebot Er ihnen: „…das Blut soll für euch zum Zeichen an den Häusern werden, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich an euch vorübergehen (…)“ (2.Mo 12,13). Das Blut war wie eine „Markierung“, ein Zeichen zur Unterscheidung für den Engel, der alle Erstgeburt töten sollte. Ebenso wollte Gott eine „Erkennungsmarke“ auf die Stirn der Männer zeichnen, die nicht den Götzendienst billigen und „anders denken“: „(…) und der HERR sprach zu ihm: Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und zeichne ein Kennzeichen an die Stirnen der Männer, die seufzen und stöhnen über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen!“ (Hes 9,4). Auch in Off 7,3 wird diese Symbolik gebraucht: „(…) und er sprach: Schädigt die Erde nicht, noch das Meer noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben!“ (Vgl. auch Offb 14,1.5).

Fazit: Das Malzeichen ist ein Symbol für das Handeln, für die Gesinnung und die Zugehörigkeit.

3.5 Was bedeutet die „erste“ und „zweite“ Auferstehung?

Unter dem Wort „Auferstehung“ verstehen wir das Wiedererwecken eines Toten zum Leben. Die Auferstehung nach dem leiblichen Tod ist für Christen eine der zentralen Grundlagen des Glaubens. Ohne sie wäre der Glaube sinnlos. Paulus spricht davon in 1.Kor 15,12-53: „(…) wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen Menschen.“ (Hier nur die Verse 16-19). An dieser Stelle ist eindeutig die Auferstehung nach unserem körperlichen Tod gemeint.

In Joh 3,3-5 spricht Jesus auch von einer geistlichen Auferstehung, der Wiedergeburt. Sie ist anderer Art. Lasst uns Seine nächtliche Unterredung mit Nikodemus betrachten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.“ Hier erklärt Jesus, dass nur diejenigen das Reich Gottes sehen (d.h. verstehen) und in das Reich hineingehen (d.h. aufgenommen werden) können, welche aus Geist und Wasser geboren sind. Dieses geschieht durch das Wirken Gottes. Der Unterschied zwischen körperlicher und geistlicher Geburt wird auch in Johannes 1,12.13 deutlich: „All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. 13 Sie wurden es weder aufgrund ihrer Abstammung noch durch menschliches Wollen, noch durch den Entschluss eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden.“ (Neue Genfer Übersetzung)

Auch Paulus spricht von dieser geistlichen Auferstehung in Kol 2,13: „(…) Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in dem Unbeschnittensein eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.“ Wenn unsere Verbindung und Gemeinschaft mit Gott abreißen, sind wir geistlich tot. Wenn wir von der Quelle des Guten abgeschnitten sind, ist nichts Gutes mehr in uns. Gott sagte zu Adam und Eva: „(…) denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!“ (1.Mo 2,17). Adam und Eva starben an diesem Tag nicht körperlich, wohl aber geistlich, denn sie verloren die Gemeinschaft mit Gott. In 1.Tim 5,5.6 bezeichnet Paulus die Witwen, die in Üppigkeit leben, dass sie „lebendig tot“ sind und meint damit ihren geistlich toten Zustand. Treffend spricht er auch in 1.Kor 15,21.22: „(…) denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Wer durch Christi Blut mit Gott wieder versöhnt ist, dessen Geist ist „lebendig“ geworden.

Die Versöhnung mit Gott muss noch zu Lebzeiten geschehen, daher wird sie auch als die „Erste Auferstehung“ oder „Wiedergeburt“ bezeichnet. (1.Petr 1,3.23; Tit 3,5) Nur wer hier auf Erden den Frieden mit Gott gefunden hat, darf sich nach dem leiblichen Tod auf die Aufnahme in den Himmel freuen. Darauf bezieht sich Off 20,6: „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen die tausend Jahre.“

Fazit: Die „erste“ Auferstehung ist die Wiedergeburt, eine geistliche Auferstehung zum Leben und Frieden mit Gott. Die „zweite“ Auferstehung erfolgt beim Kommen Jesu zum Gericht. Der erste (leibliche) Tod und der zweite Tod (ewiges Verdammnis) kann nicht ihrer Verbindung mit Gott schaden.

 

Kapitel 4 Auslegung der Bibelverse Off 20,1-7

Nun wenden wir uns dem Hauptteil dieser Ausarbeitung zu. Die vorangegangenen Kapitel haben uns zu einem besseren Verständnis der Symbole geführt – jener Begriffe also, aus denen die Vorstellung eines sogenannten „tausendjährigen Reiches“ entstanden ist.

Im vorhergehenden Kapitel, in Off 19,20, wurde die letzte Vision mit den Worten „in den feurigen Pfuhl geworfen“ abgeschlossen. Weil damit kein weiteres Ereignis mehr folgen kann, ist anzunehmen, dass diese Vision abgeschlossen ist und mit Kapitel 20 eine neue Vision beginnt. Wir können hier nicht von einer chronologischen Abfolge ausgehen. Auch die Vision im Kapitel 20 endet mit dem Vers 10: „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier als auch der falsche Prophet sind; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Es sind uns keine Ereignisse danach bekannt gegeben.

Off 20,1.2Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre.“

Von den Engeln wird gesagt: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst…?“ (Hebr 1,14) Obwohl der Name dieses Engels nicht genannt wird, zeigt der Text deutlich: Gott verwirklicht seinen Plan durch die Sendung seiner Engel. Es heißt hier nicht, dass er die „Schlange“, den „Teufel“ oder den „Satan“ ergriffen und gebunden hat. Dies deutet darauf hin, dass diese Verführung, die zur Zeit der römischen Antike durch die heidnischen Religionen vom Teufel ausgeübt wurde – vereinfacht gesagt – nun für 1000 Jahre unterbunden wurden. Diese Deutung wird durch den geschichtlichen Zusammenhang bestätigt: Heidnische Anbetung von Göttern, welche die Römer und Griechen ausübten, wurde mit der Ausbreitung des Christentums verdrängt und unter dem aufkommenden Katholizismus ganz verboten. Der Katholizismus gewann mehr und mehr Einfluss, bis durch Macht der Kirche die praktizierende heidnisch – esoterische Kultur vollständig unterdrückt wurde. Wie diese Bindung der okkulten Kräfte geschah, zeigt ein Beispiel aus der Apostelgeschichte (8,9–12): „Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei trieb und das Volk von Samaria in seinen Bann zog, weil er vorgab, er wäre etwas Großes. Und alle hingen ihm an, Klein und Groß, und sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die die Große genannt wird. Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei in seinen Bann gezogen hatte.“ Aber das Evangelium siegte über die heidnischen, okkulten Mächte: „Als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium vom Reich Gottes und dem Namen Jesu Christi verkündigte, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen“ (Apg 8,12). Hier sehen wir anschaulich, wie das Evangelium die Macht des Heidentums und der Zauberei brach.

Off 20,3 „(…) und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesem muss er für kurze Zeit losgelassen werden.“

Es mag die Frage aufkommen, warum die hier beschriebenen Ereignisse so dargestellt werden, als beträfen sie den ganzen Erdkreis. Andere Länder in Asien, Afrika oder Amerika durchliefen doch ihre eigene geschichtliche Entwicklung. Die Antwort darauf finden wir gleich im ersten Vers der Offenbarung: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss (…)“ (Off 1,1). Die Offenbarung wurde also an die Knechte Jesu gerichtet – an Gläubige, die zu jener Zeit keine Kenntnis von fernen Ländern besaßen. Daher beziehen sich die dargestellten Geschehnisse auf den Teil der Erde, der ihnen bekannt war. Zugleich können sich die beschriebenen Ereignisse nur auf jene Regionen erstrecken, in denen das Christentum bereits Fuß gefasst hatte.

Die Bedeutung der Zahl 1000 wurde schon betrachtet und hat hier einen symbolischen Wert. Die „Entmachtung“ und „Bindung“ des Drachens geschah nicht an einem Tag oder in einem Jahr, sondern hat sich zeitlich in unterschiedlichen Ländern ungleich gestaltet. Je mehr sich das Christentum ausbreitete und festigte, desto stärker wurde die teuflische Macht des Heidentums zurückgedrängt. Wie lassen sich diese Entwicklungen geschichtlich einordnen? Im Folgenden sollen einige historische Eckdaten genannt werden, die diese Zeitspanne bestimmen können.

Geschichtlicher Hintergrund zum Binden des Drarchens

  • Im Jahr 270 gründete Antonius den Mönchtum-Dienst, der im späteren Katholizismus einen festen und prägenden Stellenwert erhielt. Zahlreiche Klöster entstanden, und durch sie verbreitete sich die katholische Lehre zunehmend. Dennoch bedeutete dieses Ereignis nicht die völlige Bindung des Drachens, sondern lediglich eine Schwächung seiner Macht.
  • Ebenso ist die Mailänder Vereinbarung nicht die Folge einer plötzlichen Bekehrung eines einzelnen Kaisers, sondern die Bestätigung und Ausweitung des Toleranzedikts, das Kaiser Galerius im Jahr 311 auf seinem Sterbebett erlassen hatte. Dieses Edikt war für die Christen zwar in einem herablassenden Ton formuliert, gewährte ihnen jedoch erstmals die freie Ausübung ihres Glaubens, solange dadurch die öffentliche Ordnung nicht gefährdet wurde. Sowohl Konstantin als auch sein kaiserlicher Rivale Maxentius hatten das Edikt zuvor akzeptiert– von daher war die Schlacht an der Milvischen Brücke (312) kein Kampf des Christentums gegen das Heidentum, wie es oft dargestellt wird.
  • Als Konstantinische Wende bezeichnet man die religiöse Entwicklung, die durch die von den römischen Kaisern Konstantin I. und – auf sein Einwirken hin – Licinius im Jahr 313 erlassene Mailänder Vereinbarung eingeleitet wurde. (Diese wird häufig, aber sachlich unzutreffend, als „Toleranzedikt“ bezeichnet.) In ihrem Verlauf gewann das Christentum zunehmend an Einfluss im Römischen Reich und wurde schließlich im Jahr 380 durch das Edikt Cunctos populos unter Theodosius I. zur Staatsreligion erhoben. Als das theodosianische Edikt im Jahr 534 in den Codex Iustinianus aufgenommen wurde, wurde damit das Christentum in seiner nizänischen Form endgültig zur verbindlichen Religion für alle Reichsbewohner erklärt.
    Diese Entwicklung hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf zahlreiche Völker und prägte die religiöse und gesellschaftliche Ordnung des gesamten Reiches.
  • Einige Konzile werden als herausragende Ereignisse in der Kirchengeschichte, als Ausgangspunkt der Berechnung genommen. Konzil von Nicäa (325 n. Chr.); Konzil von Konstantinopel (381 n. Chr.); Konzil von Ephesos (431 n. Chr.); Konzil von Chalzedon (451 n. Chr.); 2. Konzil von Konstantinopel (553 n. Chr.); 3. Konzil von Konstantinopel (680/81 n. Chr.); 2. Konzil von Nicäa (787 n Chr.). Sie sind die sieben ersten ökumenischen Konzile der Alten Kirche. Hier wurden dogmatische Definitionen festgelegt, welche seither von der katholischen und orthodoxen Kirche als unfehlbar anerkannt wurden. Zum großen Teil sind sie auch Lehrgrundlage der evangelischen Kirche geblieben.
  • 5./6. September des Jahres 394. Die Schlacht am Frigidus gilt traditionell oft als eine Auseinandersetzung zweier verschiedener Weltanschauungen: Der Christ Theodosius I. besiegte nach dieser Lesart den letzten Vertreter des antiken Heidentums und der Werte, auf denen das tausendjährige Römische Reich ruhte. Nach der Schlacht am Frigidus wurde das Christentum der einzige erlaubte Glaube im Imperium. Das Verbot des Heidentums und damit sein Untergang stellen in der Tat eine der tiefsten kulturgeschichtlichen Änderungen in der Antike dar.
  • Am 5. und 6. September 394 kam es zur Schlacht am Frigidus, die traditionell als Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen gedeutet wird: Der christliche Kaiser Theodosius I. besiegte den letzten Vertreter des antiken Heidentums. Nach der Schlacht am Frigidus wurde das Christentum zur einzigen erlaubten Religion im Imperium erklärt. Das Verbot des Heidentums und dessen Untergang markieren eine der tiefgreifendsten kulturgeschichtlichen Veränderungen der Antike.
  • Im Jahr 445 n. Chr. erhielt Leo der Große von Kaiser Valentinian III. den Titel „Bischof aller Gemeinden“, in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Verteidigung der katholischen Lehre. Durch sein Wirken gewann er im Klerus hohes Ansehen.
    Leo prägte den Titel Pontifex Maximus („oberster Priester“) neu, indem er ihn nicht auf sich selbst, sondern auf Jesus Christus als den wahren Oberhirten bezog. Dennoch wurde Leo der Große bereits zu Lebzeiten im Volksmund „Papa“ genannt. Die spätere Auszeichnung Leos mit dem Titel Pontifex Maximus durch Kaiser Valentinian III. beruhte nicht auf seiner eigenen Initiative; jedoch bildeten seine Lehren über das Petrusamt und die Stellung des Papstes die Grundlage für die spätere päpstliche Autorität.
  • Im Jahr 538 n. Chr. werden die Ostgoten als letztes Hindernis zur Vormachtstellung des Papsttums vertrieben.

Das „Loslassen“ des Drachen – also die Wiedereinführung heidnischer und esoterischer Bräuche in sogenannte „christliche“ Länder – lässt sich nicht auf einen bestimmten Tag oder ein bestimmtes Jahr festlegen. Vielmehr setzte sich ein allmählicher Prozess in Gang, in dem der heidnische Geist in seinen vielfältigen Erscheinungsformen wieder an Einfluss gewann. Dieser Einfluss breitete sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter aus und wirkt bis in unsere Zeit hinein. Auch hier lässt sich anhand der geschichtlichen Entwicklung erkennen, dass je mehr die Macht der Kirchen im Verlauf der Jahrhunderte an Einfluss und Vorrangstellung verloren, desto stärker konnten sich heidnische und esoterische Strömungen erneut unter den Menschen verbreiten. Diese Entwicklung verlief in den einzelnen Ländern unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark.

  • Die Bibelübersetzung im Jahre 1383 von Wyclif z.B. hat eine umfangreiche Verbreitung des Christentums in England zur Folge gehabt. Mehrere Reformatoren danach gründeten ihr Wirken auf die Errungenschaften von Wyclif. Durch diese Entwicklung in England wurde das Papsttum geschwächt, kann aber nicht als das „Loslassen“ des Drachen angenommen werden.
  • Wie kein anderes Ereignis jedoch haben die 95 Thesen von Dr. Martin Luther im Jahre 1517 den päpstlichen Thron ins Wanken gebracht. Es folgte 1530 das protestantische Glaubensbekenntnis – die Augsburgische Konfession. Mit den Ereignissen dieser Jahre wurde die päpstliche Macht entscheidend gebrochen und kann damit als eine Einleitung des „Loslassen des Drachen“ angenommen werden.
  • Die bedeutendste und einflussreichste antichristliche Strömung, welche sich etablierte und bis heute seinen Einfluss in sämtlichen Gesellschaftsbereichen weiter ausbauen konnte, ist der atheistische Geist der Aufklärung. Im Jahr 1732 sprach Jean-Baptiste Dubos erstmals von einem Siècle des Lumières („Jahrhundert der Lichter“). Mit der Zunahme des Unglaubens wird der heidnischen Weltanschauung Tür und Tor geöffnet. Der von Adam Weishaupt am 1. Mai 1776 gegründete Illuminatenorden – heute bekannt unter der Bezeichnung Freimaurer – ist die bekannteste atheistische Vereinigung, welche bis heute seinen Einfluss in sämtlichen Gesellschaftsbereichen weiter ausbauen konnte. Das Ende des 18. Jh. kann man als Beginn der Ausbreitung der Naturreligionen, TCM, Okkultismus u.v.m. betrachten.
  • Im Jahr 1798 n.Chr. wurde im Zuge der französischen Revolution Papst Pius VI. durch den französischen General Bertiér gefangengenommen. Dieses Ereignis wird von manchen Auslegern als das eigentliche „Loslassen des Drachens“ erklärt. Es handelt sich allerdings nur um einen sichtbaren Einbruch der katholischen Kirche und nicht um einen Beginn der Ausbreitung des heidnischen Geistes.

Wir erkennen also: Das Binden der heidnischen Praktiken wie auch ihre spätere Wiederbelebung geschah nicht an einem bestimmten Tag oder Jahr, sondern schrittweise. Daher ist die Zahl 1000 auch hier symbolisch zu verstehen – sie steht für eine lange Zeitspanne, die sich über die zuvor beschriebenen geschichtlichen Epochen erstreckt.

Nun geht es mit der Auslegung weiter.

Off 20,4Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten, und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“.

Der Satz: „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben“. Dieser Satz erinnert uns an die Worte Jesu:: „Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen; 29 und ich verordne euch, wie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich, 30 dass ihr esst und trinkt an meinem Tisch in meinem Reich und auf Thronen sitzt, die zwölf Stämme Israels zu richten.“ (Luk 22,30) Vor Pilatus bezeugte Jesus, dass sein Reich Gottes nicht auf dieser Erde sei – es ist ein geistliches Reich in den Herzen der Gläubigen. Darum lesen wir in Röm 14,17, dass „… das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ ist. Man hat im geistlichen Reich nicht natürliche, sondern geistliche Speise und geistliche Gemeinschaft.

Die Kinder Gottes erfüllen in diesem Reich höhere moralische Maßstäbe. Darum werden sie bildlich als auf Thronen sitzend beschrieben – sie herrschen über die Sünde. Ihr heiliges Leben wirkt wie ein Gericht über die Welt, denn ihre Reinheit offenbart den Gegensatz zum sündigen Wesen derer, die Christus nicht gehören. Vergleiche: „Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas hin; und siehe, hier ist mehr als Jona.“ (Luk 11,32)

Der Begriff „herrschen“ bietet dem menschlichen Stolz reichlich Raum für falsche Vorstellungen. Isoliert betrachtet, verbinden viele dieses Wort mit Macht, Reichtum und Ehre – also mit jenen Dingen, nach denen die fleischliche Gesinnung begehrt.

Nun ist aber zu beachten, dass hier im Vers 4 die „Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet waren“ und „die, welche das Tier (…) nicht angebetet“ erwähnt werden. Gemeint sind hier wahre Christen, die um des Glaubens willen ermordet wurden; ihre Seelen werden hier „unverschlüsselt“ dargestellt. Welcher Art war ihre Herrschaft mit Christus?

  • Die Christen herrschten über ihr eigenes Fleisch: „(…) Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen“ (Gal 5,16).
  • Sie herrschten über Sünde in ihrem Leib: „So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche (…)“ (Röm 6,12).
  • Sie herrschten über die Welt: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“ (1.Joh 5,4).
  • Sie widerstanden dem Teufel: „Unterwerft euch nun Gott! Widersteht aber dem Teufel! Und er wird von euch fliehen“ (Jak 4,7).

Die Überwinder in jener Zeitepoche, die ihren Glauben nicht verleugnet haben, herrschten mit Christus diese lange mittelalterliche päpstliche Nacht hindurch, zusammen mit all den „Seelen derer, die enthauptet“ wurden mit denen, die den Märtyrertod erlitten.

Der Begriff „wurden lebendig“. Wer sind nun diejenigen, die „das Tier nicht angebetet“ und „sein Mahlzeichen nicht angenommen“ hatten, aber „lebendig“ wurden? Wir fangen mit dem letzten Begriff „wurden lebendig“ an. Damit sind jene gemeint, die eine geistliche Wiedergeburt erlebt haben. Sie haben den toten, formalen kirchlichen Gottesdienst nicht angenommen, haben weder das Tier (die teuflische Verführung durch den Katholizismus) noch sein Bild (das kirchliche System nach dem Vorbild des Katholizismus) angebetet. Sie haben das verkehrte kirchliche Denken und Handeln (das Malzeichen auf der Stirn und auf der Hand) nicht angenommen.

Off 20,5 „Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung.“

Die geistlich Toten wurden in diesen tausend Jahren nicht lebendig – sie erlebten keine Wiedergeburt. Dies gibt uns einen Hinweis darauf, dass es in der dunklen Zeit des Katholizismus keine freie Möglichkeit zur Evangelisation gab. Die Worte „Dies ist die erste Auferstehung“ (wurde schon vorher erklärt) geben uns die Gewissheit, dass es sich hier nicht um körperlich, sondern um geistlich Tote handelt.

Off 20,6 „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen die tausend Jahre.“

Glücklich können sich alle schätzen, die durch das Blut Jesu Christi von ihren Sünden erlöst sind. Der fleischliche Tod hat über die geistlich lebendigen Menschen keine Macht mehr. Wenn auch der Leib der Gläubigen stirbt, ist dies für sie nur ein Übergang vom Glauben zum Schauen. Apostel Paulus sagt: „Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Verschlungen ist der Tod in Sieg“ (1.Kor 15,54). Der Tod kann ihnen die Erbschaft im Himmel nicht wegnehmen. „Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden“ (Röm 8,17). Sie haben eine priesterliche Aufgabe für andere zu beten. Gleich Priestern vermitteln sie zwischen den Sündern und Gott und beten für die Errettung ihrer Seelen.

Warum wird hier aber der Ausdruck „der zweite Tod“ verwendet? Er ist ähnlich wie in Off 2,11: „(…) Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod.“ Obwohl die vorher erwähnte Auslegung zutrifft – der leibliche Tod kann unserem geistlichen Leben nicht schaden, weil die Seele mit Christus weiterlebt – wird auch das Gericht und die Verdammnis für die Erlöste durch Christus unschädlich. Deutlich wird der zweite Tod in Offb 20,14.15 erklärt: „Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.“ Wer hier geistlich wiedergeboren ist (wer teil hat an der ersten Auferstehung), der ist der ewigen Verdammnis entflohen. Siehe Joh 5,24 „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“ Darum gibt es eine erste Auferstehung (eine geistliche Wiedergeburt) und es gibt den ersten Tod (durch Sünde verursacht, eine Trennung von Gott). Es gibt eine zweite Auferstehung bei der Wiederkunft Christi, und es gibt den zweiten Tod im Feuersee.

Off 20,7Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden.“

In den Versen 2 und 3 wurde die Zeitperiode mit der Beschreibung vom Teufel dargestellt. Die Verse 4 bis 6 schildern dieselbe Zeitspanne aus einer anderen Perspektive, nämlich im Blick auf die Erlösten. Mit Vers 7 kehrt der Bericht somit wieder zu jener Phase zurück, die bereits in Vers 3 erwähnt wurde. In beiden Szenen finden wir dieselben Formulierungen: „wenn die tausend Jahre vollendet sind“ und „Satan wird losgelassen“. Damit wird deutlich, dass es sich um denselben zeitlichen Abschnitt handelt, der nun mit dem Loslassen Satans abgeschlossen wird. Mit Vers 7 endet somit die Beschreibung des sogenannten „tausendjährigen Reiches“.

Auf eine ausführliche Auslegung der folgenden Verse (8 und 9) wird an dieser Stelle bewusst verzichtet. Schon die Erklärung der Namen „Gog und Magog“ erfordert eine gründliche biblische Untersuchung sowie eine präzise historische Einordnung – ein Thema, das in diesem Rahmen nicht angemessen behandelt werden kann. Nur so viel sei hier angemerkt: Auch in diesem Abschnitt handelt es sich nicht um einen buchstäblichen Krieg und um eine militärische Konfrontation vor den Mauern Jerusalems, sondern um einen geistlichen Kampf.

 

5. Schlusswort

Nach dem Lesen dieser Auslegung könnte man meinen, etwas neues Wissen über die Offenbarung gewonnen zu haben. Doch das ist für das Heil der Seele nicht entscheidend. Wichtiger ist, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Die biblischen Prophezeiungen haben in erster Linie geistliche Bedeutung, denn sie beziehen sich auf die Erlösung unserer Seele. Darum sollte das Augenmerk der Christen nicht auf spekulative Zukunftsbilder, sondern auf innere, geistliche Reinheit gerichtet sein.

Wir erkennen, dass das tausendjährige Reich nicht als ein irdisches Königreich zu verstehen ist, sondern geistlich gedeutet werden muss. Die in der Bibel erwähnten „tausend Jahre“ bezeichnen zwar einen historischen Zeitraum, doch die in ihm geschilderten Ereignisse sind geistlicher Natur. Diese Zeitperiode liegt bereits in der Vergangenheit. Die wahre Herrschaft im Reich Gottes besteht in der geistlichen Überwindung des Bösen und im standhaften Leben mit Christus. Darum gilt der Aufruf an jeden von uns: heute – und nicht erst in einer fernen Zukunft – tadellos, beständig und treu für Christus zu leben.

„Denn wir sind Teilhaber des Christus geworden, wenn wir die anfängliche Grundlage bis zum Ende standhaft festhalten“ (Hebr 3,14).