Verständnis, Erkenntnis, Sünde, Antichrist

Die Bibel verstehen

In vielen Kirchen dürfen nur Pastoren mit einer entsprechenden Ausbildung predigen. Darum ist eine Meinung verbreitet, dass die Bibel zu verstehen und zu erklären nur mit einem Studium möglich ist. Lasst uns erinnern: Mehrere bedeutende Personen der christlichen Lehre, wie Petrus, Johannes, Jakobus und noch andere Schreiber der Heiligen Schrift hatten gar keine Ausbildung. Es ist der Seelenfeind, der den Menschen einflüstert, dass man besser gar nicht anfangen sollte, Antworten in der Bibel zu suchen, weil Deutungen sie verwirren, es viel Irrtum gibt, und die Bibel ihnen an vielen Stellen oft widersprüchlich erscheint. Lasst uns Jesu Worte hören: „Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast.“ (Mt 11,25). Damit sagt er, dass nicht Begabung oder Bildung für das Verständnis entscheidend sind, sondern, dass das Verständnis denen zuteil wird, denen es Gott „geoffenbart“ hat.

Ich möchte dem Leser nun nachfolgend nahebringen, dass die Bibel für JEDEN ein Ratgeber und ein heil-, friede- und freudebringendes Buch sein kann.

Das Verständnis kann nur Gott geben

Zuerst ist zu betonen, dass „jede Gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk von oben herab kommt, von dem Vater der Lchter.“ (vgl. Jak 1,17). Auch die Weisheit und das Verständnis der Schrift sind unter diesen Gaben inbegriffen. „Denn der HERR gibt Weisheit. Aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Verständnis.“ (Spr 2,6). Wie Gott das Leben einem jeden Mensch gibt, wie jeder Atemzug des Menschen in Seiner Hand ist, so sind auch die einzelnen Gaben und Fähigkeiten unter der Macht Gottes. Seine Macht und Weisheit sind unendlich größer als die menschliche. Betrachtet man zum Beispiel ein lebendiges Tier, bei dem sich vom Embryo bis zur Reife manche Fähigkeiten entwickeln, so ist jedes Exemplar ein Beweis einer Meisterhand, die weit die menschliche schöpferische Kraft und Weisheit übertrifft. In 1. Kor 1,20 wird die Weisheit Gottes der menschlichen Weisheit gegenübergestellt: „Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?“ Darum kann Erkenntnis in der Schrift nicht ohne den Willen Gottes angeeignet oder vermehrt werden. „…dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist … Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will.“ (1.Kor 12,8-11).

Welche Voraussetzungen für das Verständnis in der Bibel notwendig sind, wollen wir nun eingehender betrachten. Als erstes ist eine geistliche Geburt dafür notwendig.

Die Wiedergeburt ist notwendig

1.Vergleich mit einem Kind. So wie ein Kind erst zur Welt geboren werden muss, um die Welt zu sehen und zu erkennen, so muss auch im geistlichen Leben der Mensch zuerst geboren werden. In dem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus sagte Jesus vielbedeutende Worte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). Hier ist das Wort „sehen“ im Sinne „verstehen“ gemeint. Weil das Reich Gottes nicht materieller, sondern geistlicher Art ist, kann es nur derjenige „sehen“, der geistlich geboren und dem die geistlichen Augen aufgetan sind. Wer diese geistliche Geburt nicht erlebt hat, wird, bildlich gesehen, eine Decke vor den Augen haben. Er wird die Worte lesen, aber den tieferen geistlichen Sinn nicht verstehen können. Grade darüber spricht Paulus im Bezug auf Juden, die die Schriften des Alten Bundes vorlesen: „Aber ihr Sinn ist verstockt worden, denn bis auf den heutigen Tag bleibt dieselbe Decke auf der Verlesung des Alten Testaments und wird nicht aufgedeckt, weil sie nur in Christus beseitigt wird. Aber bis heute, sooft Mose gelesen wird, liegt eine Decke auf ihrem Herzen. Dann aber, wenn es sich zum Herrn wendet, wird die Decke weggenommen.“ (2.Kor 3,14-16). Nur diejenigen, die im Glauben ihr Herz Jesus schenken, durch Ihn gerechtfertigt und geistlich wiedergeboren sind, können den geistlichen Inhalt der Schrift verstehen.

2.Der geistliche Sinn kann nicht von einem natürlichen menschlichen Verstand erfasst werden. Dieses kann man dann bemerken, wenn man Auslegungen der Schrift liest, in denen jemand geistliche Symbole in der Schrift buchstäblich darstellt. Es ist ein Indiz, dass diese Ausleger keine geistliche Wiedergeburt erlebt haben. Darum können sie den geistlichen Sinn der Schrift nicht verstehen. „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ (1. Kor 2,14). Sie träumen von märchenhaften Landschaften und überdimensionalen Früchten. Die wird es aber nie geben. Auch erwarten sie ein Königreich auf Erden. Jesus hat aber unmissverständlich Sein Reich als ein geistliches Reich bezeichnet. „…Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte, auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,20.21). Das natürliche Auge kann das Reich Gottes nicht sehen und auch nicht orten – es ist in den Herzen der Gottes Kinder, es ist in ihnen. Der größte Teil der Schrift behandelt das Wichtigste – das Unsichtbare und Unver­gängliche. Viele in ihren erwähnten politischen und geschichtlichen Begebenheiten sind nur als „Hintergrundereignisse“ wiedergegeben. Die Bibel ist für uns vor allem zum Zweck der Errettung und Erhaltung unserer Seelen geschrieben. Demnach muss der Leser der Bibel als erstes Gottes Gnade suchen und sich seiner Annahme gewiss sein, um den Inhalt richtig verstehen zu können..

Fortschritte in der Erkenntnis

1.Wachstum durch das Wort Gottes. In der Natur folgt der Geburt natürlicherweise das Wachstum. Im geistlichen Leben ist es genauso. Wie neugeborene Kinder durch die Speise der Milch wachsen, so wachsen Christen durch die geistliche Speise – durch das Wort Gottes. Darum ermahnt uns Petrus: „…und seid wie neugeborene Kinder begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch – damit ihr durch sie wachst zur Rettung.“ (1.Petr 2,2). Der griech. Ausdruck logikos ist von griech. logos (= Wort) abgeleitet und kann demnach besser als „wortgemäß“ denn als „vernünftig“ übersetzt werden. Aufgrund des Wortes logos im Urtext kann die Übersetzung dann lauten: „seid … begierig nach der unverfälschten Milch des Wortes“ (Erklärung aus der Elberfelder Bibel).

2.Die Erkenntnis ist kostbar. In manchen Lebenssituationen ist Weisheit oder ein guter Rat mehr wert als Geld. In Spr 16,16 wird Weisheit wertvoller als irdischer Reichtum gepriesen: „Weisheit erwerben – wieviel besser ist es als Gold! Und Verständnis erwerben ist vorzüglicher als Silber!“ Hier sind nicht Fähigkeiten im Rechnen, Rätsel lösen, politische Entscheidungen zu treffen oder dergleichen gemeint, sondern die göttliche Weisheit – die Weisheit, den Willen und den für uns geoffenbarten Ratschluss Gottes zu erkennen. Irdische Reichtümer sind vergänglich, aber die göttliche Weisheit führt uns den Weg zu ewigen Wohnungen! Darum wird jemand, der sich mit guten Geschäften irdische Reichtümer ansammelt, aber die Furcht Gottes verachtet, von Jesus als Narr bezeichnet (vgl. Lk 12,20).

2.Die Erkenntnis wird nicht jedem anvertraut. Aber dieses Gut – die göttliche Weisheit – will Gott nicht jedem anvertrauen, sondern nur denen, die hier im Leben gerecht leben und Ihm treu geblieben sind. So sagt Paulus: „Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, dass einer treu befunden werde.“ (1. Kor 4,1.2). So wie man in der Welt von einem Verwalter Treue erwartet, so erwartet auch Gott von Seinen Dienern Treue. Führen wir zum Beispiel unsere Finanzangelegenheiten korrekt aus? Erfüllen wir unsere Aufgaben in der Schule, im Beruf, in der Familie gewissenhaft und den Geboten Gottes entsprechend? Gerade in den alltäglichen Aufgaben und kleinen Diensten soll sich ein Christ üben und zu einem brauchbaren Verwalter im Reich Gottes wachsen. „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen? Und wenn ihr mit dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“ (Lk 16,10-13). Wenn wir mit dem Fremden (mit irdischen Angelegenheiten) untreu sind, wie kann man uns das Wahrhaftige (die geistlichen Güter) anvertrauen?

Warum Gott so handelt, hat G. Toberer treffend beleuchtet:

„Die Auslegung des Wortes Gottes ist das Werk des heiligen Geistes. Dieser große Lehrer gibt keinen planlosen, ziellosen Unterricht im Worte Gottes. Er tut alles fein zu seiner Zeit. Die Gottheit wirkt in völliger Harmonie. Des Schöpfers Weltenplan ist das einheitliche System, danach alle Dinge geordnet und regiert werden. Nach diesem großen Regierungsplane Gottes richtet sich auch der Heilige Geist mit der Auslegung des Wortes Gottes. Gott hat seine besonderen Zeiten in seinem großen Haushalte, und demgemäß hat der Heilige Geist auch seine Zeiten im Kundtun der göttlichen Geheimnisse. Für jede besondere Zeit offenbart er seinen aufmerksamen Schülern die Geheimnisse des Wortes Gottes, die nun ihre Erfüllung erreicht haben und ihre Anwendung finden. Die gehorsamen Kinder Gottes wandeln ohne Straucheln in diesen Schranken, leben beständig in der Zucht und Lehre des Heiligen Geistes und werden so vor Verführung und Schaden bewahrt.

Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“ Joh. 16,12-15

Die Jünger des Herrn stehen fortwährend unter der Leitung des Heiligen Geistes. Dieser treue Lehrer unterrichtet die Gemeinde Gottes während all ihrer Pilgertage bis zum Ende, da das Schauen der Herrlichkeit anfängt. Er offenbart ihnen „das Kommende.“ Doch, das ist nicht so gemeint, wie manche Menschen es verstehen. Der Geist Gottes gibt seinen Schülern keine nutzlose Offenbarung, keine Erkenntnis von verborgenen Dingen, die fruchtlos wären. Er offenbart ihnen solche Wahrheiten, die gerade für die betreffende Zeit passen und den Kindern Gottes zum Segen dienen. Dieser allweise Lehrer gibt seinen jeweiligen Schülern in dem Maße Aufschluss über Gottes Geheimnisse, als sie zu ihrer Zeit bedürfen. Würde ihnen mehr geoffenbart, als sie ins Leben umsetzen können, so wäre das ein überflüssiges Wissen. Und solches fruchtlose Wissen wäre eine gefährliche Gabe. Ernstlich würden die Gewissen belastet, „…wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ Jak. 4,17. Dann wäre es eine Versuchung zur Selbstüberhebung. Dem Apostel Paulus wurde ein Pfahl ins Fleisch gegeben, damit er sich der hohen Offenbarung nicht überhebe. 2. Kor 12. Ein fruchtloses Wissen erweist sich als eine schädliche Waffe in der Hand des Menschen, mit der er sich und die anderen schädigt. Der gerechte Gott gibt dem Menschen keine Erkenntnis, die er im gläubigen Gehorsam nicht verwenden kann. Jede höhere Offenbarung der Wahrheit erfordert auf Seiten des Menschen eine entsprechende sittliche Grundlage. Je schwächer die sittliche Kraft eines Menschen ist, desto weniger kann ihm zur Zeit anvertraut werden. Je mehr aber der innere Mensch aus Gott erstarkt ist, desto mehr Licht über Gottes Geheimnisse kann ihm gegeben werden. Daher kann nur ein göttlicher Charakter, der vollkommen in Gott gegründet ist und unerschütterlich im Glauben an Gott ruht, die größtmögliche Erleuchtung über Gottes Geheimnisse empfangen.

Darum ist jede weitere Erkenntnis Gottes und seiner Wegen nur in einem täglichen Wandel mit Gott zu suchen. Je treuer sich der Mensch zu Gott stellt, desto mehr erstarkt sein innerer Mensch, seine sittliche Kraft, und desto mehr kann ihm Gott anvertrauen…. (S. 263)

Jede neue Gnadengabe wird nur durch neue Demütigung erlangt. Jede weitere Erkenntnis, die Gott dem Menschen offenbaren will, fordert auf Seiten des Empfängers neue Beugung. Und die höchste Selbstmitteilung Gottes kann nur dem Menschen zuteil werden, der sich in würdigster Weise vor Gott am treffendsten zu erniedrigen weiß.“ (Aus: G. Toberer, „Gehet aus von ihr, mein Volk“, S. 274).

Darum erklärt uns Bruder C. E. Orr die Ursache geistlichen Unverständnisses mit wenigen aber klaren Worten: „Wenn wir einige Seiner Worte nicht verstehen, so ist es deswegen, dass wir nicht willig sind, mit Ihm in den Tod und Trennung von der Welt zu gehen und nicht bereit sind, uns voll und ganz von Seinem Geiste unterweisen zu lassen….“ (Aus: „Leben und volle Genüge“, S. 25). Vergleiche bitte diese Erklärung mit den Worten Jesu aus Joh 7,17: „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen…“

Der Heilige Geist

Um zu einer tieferen Erkenntnis in der Schrift gelangen, brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes. Während Jesus noch mit Seinen Jüngern wanderte, sprach Er zu ihnen: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten (…)“ Joh 16,12.13.  Damit wird klar, das mit dem Empfang des Heiligen Geistes ein besseres Verständnis geistlicher Dinge verbunden ist. Warum es sich so verhält, kann man aus den Worten des Apostel Paulus entnehmen: „Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit dieses Zeitalters, auch nicht der Fürsten dieses Zeitalters, die zunichte werden, sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vorherbestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit. Keiner von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt – denn wenn sie sie erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben … Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.“ 1. Kor 2,6-8.10.

Es muss noch ein wichtiger Punkt erwähnt werden, den manche Glaubensbekenntnisse im Widerspruch zur Bibel erklären. Die Schrift sagt uns deutlich, dass der Heilige Geist nur den wiedergeborenen Seelen gegeben werden kann. Als Jesus den Jüngern versprach, den Geist zu senden, sagte er: „…den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann…“ (Joh 14,17). Unter dem Wort „Welt“ ist nicht der Planet Erde gemeint, sondern die unerlösten Seelen. Diese können den Heiligen Geist nicht empfangen. Zu den Gläubigen in Samaria wurden Apostel Petrus und Johannes gesandt. „Als diese hinabgekommen waren, beteten sie für sie, damit sie den Heiligen Geist empfangen möchten“. (Apg 8,15). Beide Bibelstellen setzen dem Empfang des Heiligen Geistes eine Wiedergeburt voraus. Obwohl es noch mehrere andere Beweise aus der Schrift gibt, wollen wir uns auf diese zwei beschränken.

Gaben und Aufgaben in der Gemeinde

In Seiner Allwissenheit hat Gott für das geistliche Wohl Seiner Kinder alle notwendigen Vorkehrungen bis ins Detail getroffen. Für den geistlichen Aufbau in der Gemeinde hat Gott „…die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi…“ (Eph. 4,11). Gott beruft aus der Mitte Seiner Diener eine für jedes Amt passende Seele – einen Menschen, der bereit ist Ihm zu dienen und sich ihm zu weihen. Dieser Seele gibt Er Gaben, er hilft ihr und legt dieser Seele auch Pflichten auf. Wie z.B. im Bezug auf Paulus erklärte Gott Hananias: „…dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als auch vor Könige und Söhne Israels.“ (Apg 9,15). Wir finden in der Bibel mehrere Beispiele, wo Gott gewissen Menschen Seinen Ratschluss offenbart und die müssen Seine Worte den anderen übermitteln (Siehe auch 2.Mo 4,10-15).

In 1.Kor 12,28.29 lesen wir: „Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens andere als Propheten, drittens als Lehrer … Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Haben alle Wunder-Kräfte?“ Diese Bibelstelle zeigt, dass selbst ein treuer und eifriger Diener Gottes nicht in allen Bereichen gleich stark sein kann. Hat jemand eine größere Gabe in der Erkenntnis, muss er nicht automatisch noch andere größere Gaben haben.

Die Gabenverteilung in der Gemeinde ist nicht nur um der Ordnung willen, sondern um der Verantwortung in diesem Amt notwendig, weil „…wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern“. (Lk 12,48). Darum warnt Apostel Jakobus eindringlich in 3. Kapitel, Vers 1: „Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden!“

Wiederum ist ersichtlich, dass nur diejenige, die für die Lehre in der Gemeinde die Verantwortung tragen, auch eine besondere Unterstützung von Gott bekommen. Am Anfang der Offenbarung, das manche „ein Buch voller Geheimnisse“ nennen, sind folgende Worte zu lesen: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss…“ Hier steht nicht „allen“, sondern „seinen Knechten zu zeigen“, nämlich denen, die Gott gehören und Ihm dienen. Noch deutlicher spricht Gott in Amos 3:7 „Denn der Herr, HERR, tut nichts, es sei denn, dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, enthüllt hat.“. Man kann aus diesen Bibelstellen schließen, dass nicht Begabungen, Lehrgänge oder Studium uns die geistlichen Augen öffnen, sondern Gott, der den Menschen das Leben gibt.

Wenn jemand in eine Lebenssituation kommt, in der ein Verständnis über eine gewisse geistliche Frage dringend notwendig ist, und ihm zu diesem Zeitpunkt kein nahestehender Mensch helfen kann, gibt der Vers 5 im Jakobusbrief, Kapitel 1 für diesen Fall einen Rat: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.“

Umgekehrt wollen andere Gläubige der Verantwortung entfliehen, indem sie sich bewusst besser weniger Wissen aneignen, weniger lesen und forschen. Dies offenbart jedoch die Trägheit und den Ungehorsam, den schmalen Weg des Herrn zu folgen. Solche werden von Jesus scheltende Worte hören müssen, etwa wie in Mt 25,26: „Böser und fauler Knecht!“ Lasst uns aber nicht träge sein und „…in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.“ (Eph 4,15).

Verlust der Erkenntnis

„Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Off 2,4.5). Hier wird der Leuchter als Spender des Lichts – durch welches wir alles sehen und erkennen – ınit der Erkenntnis verglichen. Gott warnt die Gemeinde und bietet ihr an die erste Werke zu tun – sonst droht Er ihr mit dem Verlust der Erkenntnis. Diese Warnung gilt auch für uns: wenn wir Ihm untreu werden, droht uns eine geistliche Nacht. Diesen Gedanke bestätigt noch eine Bibelstelle: „Darum wurde euch diese ganze Offenbarung wie die Worte eines versiegelten Buches, das man einem gibt, der lesen kann, und spricht: Lies das!, und er spricht: »Ich kann nicht, denn es ist versiegelt«; oder das man einem gibt, der nicht lesen kann, und spricht: Lies das!, und er spricht: »Ich kann nicht lesen.« Und der Herr sprach: Weil dies Volk mir naht mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz fern von mir ist und sie mich fürchten nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt, darum will ich auch hinfort mit diesem Volk wunderlich umgehen, aufs Wunderlichste und Seltsamste, dass die Weisheit seiner Weisen vergehe und der Verstand seiner Verständigen sich verbergen müsse.“ (Jes 29,11-14).

Nur einem treuen Diener will Gott Seinen Willen und Seine Geheimnisse offenbaren. Wird er untreu, hilft es dem Menschen nicht, Frömmigkeit vorzuspielen. Gott kann man nicht betrügen! (vgl. Tit 1.1,11). Zu den Menschen, die Frömmigkeit vorheuchelten, sprach Jesus in Mt 22,29: „Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes…“ Menschen. die bewusst andere in den geistlichen Tod führen, haben größere Schuld vor Gott als Mörder. Eine unvergängliche Seele ist Gott wertvoller als der vergängliche Leib. „Wehe euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die hineingehen wollten, habt ihr gehindert.“ (Lk 11,52).

Auch bleibt bei Gott keiner als Diener, der in dem Dienst seine eigene Ehre sucht. „Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun – denn wie würde mein Name entweiht werden! -, und meine Ehre gebe ich keinem andern.“ (Jes 48,11; vgl. auch Jes 42,8). Und umgekehrt, Gott hilft und ehrt diejenige. die Seine Ehre suchen. Als man Joseph zuschreiben wollte die Fähigkeit besitzen Träume zu deuten, antwortete er: „Das steht nicht bei mir; Gott wird antworten…“ Ähnliches tat Daniel. (vgl. Dan 5,17-23). Diese Haltung finden wir bei allen Gott treuen Dienern und Propheten. Auch Jesus hat klar Seine Position ausgesprochen: „Ich aber suche nicht meine Ehre: Es ist einer, der sie sucht und der richtet.“ (Joh 8,50).

Das Abnehmen in der Erkenntnis ist eng mit dem Thema „Wachstum in der Erkenntnis“ verbunden und ist im vorherigen, gleichnamigen Kapitel beschrieben.

Vorherbestimmte Zeiten

Als der Prophet Daniel viele Prophezeiungen aufgeschrieben hatte, sagte Gott zu ihm: „Du aber, Daniel, verschließe diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden darin forschen, und die Erkenntnis wird zunehmen.“ (Dan 12,4). Auch zu dem Prophet Habakuk sprach Gott: Und der HERR erwiderte mir und sprach: Schreib die Vision auf, und zwar deutlich auf die Tafeln, damit man es geläufig lesen kann. Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und lügt nicht. Wenn sie sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird sie, sie wird nicht ausbleiben.“ (Hab 2,2.3). Hier sehen wir, dass Gott Seine Prophezeihungen nicht auf einmal offenbart. sondern gibt im Laufe der Geschichte immer mehr Licht. Selbst der Erlösungsplan war den Dienern des Alten Bundes nur angedeutet. Erst im Neuen Bund hat Gott Seinen Dienern ihn im klaren Licht anvertraut. „…das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht bekanntgemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist…“ (Eph 3,5; Schlachter 2000). Siehe auch l. Petr 1,10-12.

Im Neuen Testament finden wir den Erlösungsplan in vollem Umfang, ohne Abstriche oder Kürzungen. Jesus sagt Seinen Jüngern und somit auch uns: „…euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ (Joh 15,15). Nur die geistliche Entwicklung der Gemeinde im Laufe der Geschichte hat ER in dem Buch der Offenbarung verborgen. Aber auch dies soll in der Zeit vor Seinem zweiten Kommen noch offenbart werden. Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel  und schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel erschuf und das, was in ihm ist, und die Erde und das, was auf ihr ist, und das Meer und das, was in ihm ist: Es wird keine Frist (kein Aufschub, keine Zeit) mehr sein, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat.“ (Off 10,5-7).

Folge du mir nach!“

Zum Schluss möchte ich dem Leser zurufen, fleißig in der Schrift zu forschen und aus ihr zu lernen. Gott will, „…dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1. Tim 2,4). Apostel Paulus hat den gleichen Wunsch mit anderen, aber genauso deutlichen Worten ausgedrückt: „Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet in aller Weisheit und geistlichem Verständnis…“ (Kol 1,9). Darum lese mit Freude in der Bibel, die ist der beste Wegweiser im Leben. Suche in erster Linie nicht die Gabe, nicht das Wissen, sondern die Gemeinschaft mit Jesus, suche den Willen Gottes zu erfüllen!

Arbeite und diene treu mit den Gaben. die Gott dir anvertraut hat! Hat ER dir ein Amt gegeben, dann arbeite darin mit allem Eifer und aller Verantwortung. Hat Er dir wenig anvertraut, so verwalte das Wenige treu und vermehre es. Hat Er dir mehr gegeben, so gib Ihm die ganze Ehre und bedenke – für dieses Gut trägst du Verantwortung. Vergleiche sich nicht mit anderen, schau nicht nach rechts oder links, sondern gedenke der Worte, die Jesus zu Petrus sprach: „…was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (Joh 21,22).