1. Göttliche Krankenheilung
Eine vielversprechende Verheißung wurde dem Volk Israel in der Wüste gegeben: „Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr, dein Arzt“ (2.Mose 15,26, Luther 2017). Dieses Versprechen müsste für das Volk Israel sehr erfreulich gewesen sein. Der allmächtige Arzt sichert dem gehorsamen Volk Gesundheit zu, und die Zusage „ihr Arzt“ zu sein – ein kaum vorstellbares Privileg – und das in Zeiten, wo die Medizin noch in den Anfängen ihrer Entwicklung stand. In jener Zeit konnten Zahnschmerzen oder ein entzündeter Blinddarm zu einem lebensbedrohlichem Problem werden! Das Vorrecht des Volkes Israel können wir uns kaum vorstellen!
In der Menschheitsgeschichte bewies Gott Seine Liebe immer wieder, indem Er den Menschen half und ihnen von Krankheiten heilte. So wird z.B. in der Bibel beschrieben, wie durch den Propheten Elia der Sohn einer Hauswirten geheilt wurde; wie durch den Propheten Elisa der Heeroberste Naaman von Aussatz gereinigt wurde oder wie Gott dem todkranken König Hiskia auf seine Bitte hin noch 15 Lebensjahre gewährte.
Auch Jesus, der das Ebenbild Gottes ist, bewies Gottes Barmherzigkeit uns Menschen gegenüber. Er öffnete die Augen eines blindgeborenen Mannes (vgl. Joh 9,32), heilte einen Mondsüchtigen Jungen, der oft ins Wasser und Feuer fiel (vgl. Mt 17,15), machte gesund und stellte die verdorrte Hand eines Synagogenbesuchers wieder her (vgl. Mk 3,5). Manchmal hatte er alle Hände voll zu tun. Die Umstände Seiner Tätigkeit werden z.B. in Mt 15,30 so wiedergegeben: „Und es kam eine große Menge zu ihm; die hatten Gelähmte, Verkrüppelte, Blinde, Stumme und viele andere Kranke bei sich und legten sie Jesus vor die Füße, und er heilte sie.“ (Vgl. auch Mt 4,24). Eine besondere Ermutigung, zu Ihm zu kommen, finden wir in seiner Willensäußerung, uns zu helfen. Als ein Aussätziger ihn bittet: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen, heißt es weiter: „(…) streckte (Er) die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will“ (Lk 5,12.13). Solch eine Aussage ist für einen Menschen in Not sehr ermutigend. Es wäre zu umfangreich, alle Seine Taten hier aufzulisten. Doch weil Jesus auferstanden und unser Fürsprecher im Himmel geworden ist (vgl. Hebr 9,24), ermutigt es uns heute noch, mit unseren Krankheiten und Beschwerden zu Ihm zu kommen.
Aber nicht nur Er selber heilte. Als Jesus seine Jünger das Evangelium zu predigen aussandte, gab Er auch ihnen die Gabe zu heilen (vgl. Luk 10,9). Er sagte: „(…) Kranken werden sie die Hände auflegen, so wird’s gut mit ihnen“ (Mk 16,18).
Gott sei Dank! Er hat für die Gläubigen bis auf den heutigen Tag reichlich vorgesorgt! In Jakobus 5,14.15 finden wir eine vielversprechende Verheißung: „Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten (…).“ Falls es aber keine Möglichkeit gibt, einen Ältesten zu sich zu rufen, gibt es für uns noch zwei wunderbare Verheißungen. In Mt 18,19 wird uns Hoffnung gegeben: „Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“ Und noch eine Verheißung, die alle Zweifel ausschießt: „Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden“ (Mt 11,24). Da wir keine zeitliche Begrenzungen in Gottes Versprechen finden, gelten diese Worte immer noch bis in unsere Gegenwart.
Liebe Seele, nimm die Verheißungen Gottes in Anspruch. Falls du noch keine praktische Erfahrung damit gemacht hast und es dir gesagt wird, dass es Krankenheilungen nur in der Vergangenheit gab, fehlt es dir wahrscheinlich an Glauben. Vielleicht bestätigt sich damit Jesu Seufzen: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ (Lk 18,8).
Von ganzem Herzen wollen wir Gott danken für Seine Liebe und Hilfe in Not und Krankheit. Die Verfasser dieser Zeilen und noch viele andere Gläubige haben die Wahrhaftigkeit Seiner Verheißungen erfahren und zeugen von der wunderbaren Kraft Gottes, die entweder augenblicklich heilt oder eine Wende zur Besserung gibt. Das soll auch dich, liebe Seele, ermutigen in Krankheit und Not im Glauben zu Ihm zu kommen.
Wir wollen aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es Hindernisse und Ursachen gibt, die der Heilung durch Gott im Wege stehen. Dies werden wir später betrachten.
2. Aus welchen Gründen Gott keine Heilung gibt
Der Kleinglaube oder vielmehr der Unglaube ist unter Christenbekennern weit verbreitet. Es gibt aber auch eine Extreme in die Gegenrichtung. Manche Glaubensgemeinschaften wollen jede Krankheit durch Gott geheilt sehen und lehren, man soll sich jeglicher ärztlichen Behandlung entziehen. Dass Gott uns heilen will und kann, haben wir im ersten Kapitel anhand von Bibelstellen belegt. Es gibt aber auch Umstände, in welchen wir Gottes Hilfe nicht erwarten können.
Sünde
Das bedeutendste und größte Hindernis ist der unerlöste und sündige Zustand des Menschen gegenüber Gott. Gott sagte zu dem Volk Israel: „Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört“ (Jes 59,1.2). In der „Hoffnung für Alle“ Bibel wird diese Trennung von Gott noch deutlicher zum Ausdruck gebracht: „Eure Schuld – sie steht wie eine Mauer zwischen euch und eurem Gott!“. Aus dem Leben Sauls können wir ein Beispiel entnehmen: nachdem er sich versündigt hatte, geriet er in große Bedrängnis und konnte die Verbindung zu Gott nicht mehr finden. „Und als Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr. Und Saul befragte den HERRN; aber der HERR antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch die Urim, noch durch Propheten“ (1.Sam 28,5.6). So ist es auch im Bezug zum Gebet um die Heilung des Leibes: Als erstes muss die Seele errettet sein, welche einen viel höheren Wert hat, als der Leib. Vor jedem Gebet um Heilung muss der geistliche Stand des Betenden überprüft und bei Bedarf ins Reine gebracht werden. Erst dann kann sich das Herz ungehindert im Flehen zu Gott erheben. „Geliebte, wenn das Herz uns nicht verurteilt, haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun“ (1.Joh 3,21.22).
Man muss hinzufügen: In manchen Fällen oder wenn die Heilung zur Ehre Gottes dient, erweist Gott Seine Barmherzigkeit auch an den Unerlösten, wenn sie sich in der Not an ihn wenden. Es gibt auch andere Fälle: Naaman war nicht vom Volk Israel, aber er glaubte an die Heilung von Gott und wurde geheilt (vgl. 2.Kön 5). Der Knecht des Hauptmannes wurde durch den Glauben seines Herrn geheilt (vgl. Mt 8,13). Zwei Blinde suchten nur ihre körperliche Heilung und ihre Bitte wurde erfüllt (vgl. Mt 20,30-34).
Einige Beispiele deuten darauf hin, dass die Ursache einer Krankheit eine Schuld oder Sünde waren. Wir lesen in Joh 5,14, wie Jesus dem Gelähmten, nachdem er ihn geheilt hatte, die Worte zusprach: „Siehe, du bist gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfahre.“ In Lk 5,20 lesen wir: „Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben“. Dieses deutet darauf hin, dass die Menschen als Strafe für ihre Sünde krank wurden. Hier konnte die Heilung nur in Verbindung mit der Tilgung der Strafe für diese Schuld geschehen. Zwei Beispiele dazu finden wir im Alten Bund. Als Mirjam und Aaron sich gegen Mose auflehnten, entbrannte der Zorn Gottes und ER strafte Mirjam – sie wurde aussätzig wie Schnee. Aaron bat Mose um Vergebung und um Fürbitte vor Gott. Als Mose dies sah, betete er für ihre Heilung. Gott aber antwortete: „Hätte ihr Vater ihr ins Gesicht gespuckt, müsste sie sich nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen werden, danach soll sie wieder aufgenommen werden“ (4.Mo 12,1-14).
Als Jerobeam König wurde und fürchtete, dass das Volk durch das Opfern in Jerusalem dem König Rehabeam wieder zufallen könnte, hat er einen Götzen aufgestellt. Diesem Götzen sollte das Volk opfern und nicht nach Jerusalem reisen. Damit hat er den Götzendienst eingeführt. Als er selbst opfern wollte, kam ein Prophet aus Juda und weissagte gegen den Altar: „Und es geschah, als der König das Wort des Mannes Gottes hörte, das er gegen den Altar in Bethel ausgerufen hatte, da streckte Jerobeam vom Altar herab seine Hand aus und sagte: Packt ihn! Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. (…) Da hob der König an und sagte zu dem Mann Gottes: Besänftige doch das Angesicht des HERRN, deines Gottes, und bete für mich, dass ich meine Hand wieder an mich ziehen kann! Und der Mann Gottes besänftigte das Angesicht des HERRN, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und wurde wie vorher“ (1.Kön 13,4.6).
Unglaube
Ein weiteres Hindernis für eine Heilung ist der Unglaube. Der Glaube ist für viele etwas Schwieriges: Wie kann man glauben an das, was man nicht sieht? Aber die Bibel gibt uns viele Beispiele vom Glauben und sie gibt Ratschläge, wie man den Glauben stärken soll.
Durch Glauben oder Unglauben wird unsere Haltung zu Gott auf den Prüfstand gestellt. Diese wird durch unser Handeln offenbart. Mit unserem Glauben oder Unglauben geben wir im gewissen Sinne ein Urteil ab. Im gleichen Maß, wie wir Gott vertrauen und Ihm Glauben schenken, beurteilen wir im selben Maß – vielleicht unbewusst – Seine „Gerechtigkeit“ und „Vertrauenswürdigkeit“. Mit unserem Unglauben bewerten wir Ihn „negativ“. Vertrauen wir Gott, dann ehren wir Ihn dadurch, und ER „verpflichtet sich“ seinerseits, durch Seine Verheißungen, auf unsere Bitten zu antworten. Als die vom Blutfluss geplagte Frau Jesu Gewand von hinten berührte, wurde sie auf der Stelle durch ihren Glauben geheilt! Jesus wandte sich zu ihr mit den Worten: „Sei guten Mutes, Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt“ (Mt 9,22). Bemerkenswert ist hier, dass er nicht sagte, dass die Kraft Gottes sie geheilt habe. In einem anderen Fall, als er einen Blinden heilte, wies Jesus ebenfalls auf die Heilung durch den Glauben hin: „Sei sehend! Dein Glaube hat dich geheilt“ (Lk 18,42). Die Heilkraft selber kommt von Gott, aber die Bedeutung des Glaubens und Vertrauens unsererseits bringt Jesus hier deutlich zum Ausdruck.
Apostel Jakobus sagt: „Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde“ (Jak 1,6.7).
Prüfung
Beten, fasten und flehendes Bitten können fruchtlos bleiben, wenn man nicht erkennt, dass Gott den Menschen in manchen Fällen prüfen will. Hiobs Freunde waren fest davon überzeugt, dass seine Krankheit und der Verlust von Eigentum und Kinder eine Folge von Übertretung der Gebote Gottes sein müsste. Mehrmals wollten sie ihm einschärfen: „Bedenke doch: Wo ist ein Unschuldiger umgekommen? Oder wo wurden die Gerechten je vertilgt?“ (Hiob 4,7). Sie konnten sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass Gott Hiob prüfen wollte.
Weil Gott immer der gleiche ist und Er sich nicht verändert (vgl. Jak 1,17), können wir auch heute noch davon ausgehen, dass er an uns eine Krankheit zulassen kann, um unseren Glauben und unsere Treue zu prüfen.
3. Andere Aspekte zum Thema „Krankheit“
Übertretung des Naturgesetzes
Es ist wohl keine Erklärung notwendig, um behaupten zu können, dass Gott die Welt, mit allem was in ihr ist, so geschaffen hat, dass alles gewissen Naturgesetzen unterlegen ist. Es gibt in der Welt ein Gravitationsgesetz, ein thermodynamisches Gesetz und viele andere physikalische Gesetze. Auch der menschliche Körper entwickelt sich nach ganz bestimmten Gesetzen. Alle Körperfunktionen werden durch Naturgesetze gesteuert. Einerseits sagt Gott, dass „(…) selbst die Haare eures Hauptes alle gezählt sind“ (Lk 12,7). Jeden Atemzug und jeden Herzschlag geschieht durch IHN. Anderseits werden wir mit einem Samen verglichen: „Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprießt hervor und wächst, er weiß selbst nicht wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht es zulässt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da“ (Mk 4,26-29). Wir essen und wachsen wie von alleine – alles nach den Naturgesetzen, die Gott festgelegt hat. Selten erleben wir Wunder. Eine schlichte Beobachtung unserer Umgebung bestätigt dies.
So ist es auch nichts Besonderes, wenn jemand, entgegen dem gesunden menschlichen Verhalten, nach einer anstrengenden schweißtreibenden Tätigkeit ein kaltes Getränk trinkt und danach erkrankt. Hier ist nicht ein außergewöhnliches Eingreifen Gottes im Spiel, sondern man ist krank geworden, weil man einfach das Naturgesetz übertreten hat.
Krankheit, die zur Verherrlichung Gottes führt
Dass dem Ausbruch einer Krankheit nicht immer eine Schuld zugrunde liegt, belegt uns folgender Text aus Joh 9,1-3: „Und als er vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt. Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.“Freie Gnade
Gott ist nicht verpflichtet, uns zu heilen. ER tut es aus Seiner großen Liebe und Gnade. Unter diesem Aspekt berichtet uns die Bibel von verschiedenen Situationen. Wir lesen zum Beispiel im Markus Evangelium: „Und wo auch immer er in Dörfer oder Städte oder in Gehöfte hineinging, legten sie die Kranken auf den Marktplätzen hin und baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden geheilt“ (Mk 6,5). Hier wurden alle, die Jesus angerührt haben, geheilt.
In einem anderen Fall wird davon berichtet, wie Jesus in eine Säulenhalle kam, in der viele Kranke, Blinde und Lahme waren (vgl. Joh 5,3). Zu beachten ist, dass Jesus hier nur einen, der schon 38 Jahre lang krank lag, geheilt hatte.
Obwohl Jesus oft in Jerusalem ein- und ausging, blieben nach Seiner Auferstehung in der Gegend um Jerusalem herum viele Kranke zurück. Daher wird uns gleich am Anfang der Berichte über das Wirken der Apostel mitgeteilt, dass auch sie viele Kranke und von unreinen Geistern Geplagte durch die Kraft Gottes heilten (vgl. Apg 5,16).
C.W. Naylor bekehrte sich mit 18 Jahren. Sieben Jahre danach wurde er als Prediger der Gemeinde Gottes in den USA ordiniert. Zehn Jahre später, am 28 Juni 1909, traf ihn ein Unfall, der ihn bis zu seinem Tode am 21.02.1950 ans Bett fesselte. Gelähmt, hilflos, selten ohne Schmerzen, konnte er nicht mehr in Versammlungsräumen predigen. Aber er schrieb während seiner Krankheit acht Bücher, unter ihnen das Buch „Das Geheimnis eines fröhlichen Herzens“ und dichtete 150 Lieder. Er diente seinen Besuchern als Seelsorger, er betete für die Kranken und der Herr heilte sie. Aber er selbst blieb hilflos im Bett. Warum hat ihn Gott nicht geheilt? Vielleicht konnte er grade im Bett und nicht hinter der Kanzel bessere Frucht für Gott bringen? Das weiß nur Gott allein.
4. Sündige ich, wenn ich zum Arzt gehe?
Kann man es als sündiges oder verwerfliches erklären, wenn ein Mensch dem Anderen in der Not helfen will? Zum Beispiel, indem jemand seinem Nächsten einen Splitter zieht oder eine Wunde verbindet; wenn man mit Tee und entsprechenden Kräutern eine Erkältung zu lindern oder auch zu heilen sucht; wenn einem, der schlecht sieht, mit einer Brille und einem anderen durch einen chirurgischen Eingriff geholfen wird. Im Alten Bund hat Gott geboten sogar dem Tier des Feindes zu helfen: „Wenn du dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst du sie ihm wieder zuführen. Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst, so lass ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf“ (2.Mose 23,4.5). Wie viel mehr will Gott, dass uns Menschen geholfen wäre! Darum kann es unmöglich sein, dass die Hilfeleistung eines Arztes eine Sünde ist! Auch das Aufsuchen eines Arztes unsrerseits ist keine Sünde, sondern eine in Anspruch nehmende Hilfeleistung, die sich immer weiterentwickelt und verbessert und durch die staatlichen Institutionen zu einem anerkannten Beruf erklärt wurde.
Schon in Jer 8,22 wird die Tätigkeit des Arztes von Gott positiv und nicht sündig beurteilt: „Ist denn kein Balsam in Gilead oder kein Arzt dort? Ja, warum ist die Genesung der Tochter meines Volkes ausgeblieben?“ Auch wenn hier der Arzt nur als ein Bild für das Heilshandeln Gottes an den Menschen gebraucht wird, können wir davon ausgehen, dass Gott nie negative Bilder für positive Darstellung benutzt. Daher kann auch die Tätigkeit des Arztes oder seine Hilfe nicht negativ bewertet werden. Jesus selbst vergleicht sich mit einem Arzt: „Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Mk 2,17). Wäre die Tätigkeit des Arztes eine Sünde, hätte man schon zu der Zeit des Apostel Paulus in der Gemeinde keine Ärzte geduldet und dementsprechend keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Wir lesen aber in Kol 4,14: „Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.“
Es gibt aber in dieser Sache eine Kehrseite. In Jer 17,5 steht geschrieben: „So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz vom HERRN weicht!“ Die Hoffnung des Christen darf sich nie bedingungslos auf das schwache und unvollkommene Wissen und begrenzte Können der Ärzte stützen! Wir haben einen Gott, der uns in jeder – in großer und in kleiner – Not helfen kann und will. Zu IHM zu kommen beweist unser Vertrauen zu IHM und ehrt IHN. Besonders in unserer Zeit können wir leicht durch moderne Technik, gutes Fachwissen und andere vermeintliche medizinische Fortschritte geblendet werden. Daher ist es wichtig, ein tägliches Glaubensleben zu führen und eine enge Gemeinschaft mit Gott zu pflegen, damit uns, besonders in Situationen, in welchen kein Arzt mehr helfen kann, durch Gott geholfen werden kann. Dann wird unser Glaube gestärkt und Gott die Ehre gegeben!
Ein uns bekannter Bruder zeugte davon, wie Gott ihn heilte. Als er erkrankte, betete er zu Gott: „Herr, bitte heile mich! Du kannst es doch. Du weißt, dass ich morgen früh zur Arbeit muss. Wenn du mich nicht heilst, muss ich zum Arzt gehen um die Krankenmeldung beim Arbeitgeber vorzulegen.“ Er wurde auf die Probe gestellt, aber kurz vor Arbeitsbeginn wurde er von Gott geheilt. IHM sei alle Ehre und Dank gebracht!
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